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Die Ehre im Krieg

Debbie Harbeson

In letzter Zeit habe ich viel über Krieg nachgedacht. Der Anlass dafür war zumTeil das staatlich garantierte Monopol der Post der Vereinigten Staaten von Amerika für die Zustellung von eingeschriebenen Briefsendungen.

Vor kurzem entdeckte ich nämlich, dass die ungewohnt gestalteten Briefmarken, die ich seit einer Weile benützt und Briefumschläge damit bepflastert habe, an das Purple Heart (Purpurherz – militärische Kriegsauszeichnung) erinnern. Wie die meisten von Ihnen wahrscheinlich schon wissen, ist das Purple Heart ein Versuch, unser Gewissen bezüglich des Schadens zu beruhigen, der Menschen zugefügt worden ist, die das Pech hatten, im Zuge der Beteiligung unseres Staates an verschiedenen Kriegen verwundet oder getötet zu werden. 

Ich denke, dass es viel Sinn macht, zu versuchen etwas zu tun, um das anzuerkennen, was diesen Menschen und ihren Familien zugestoßen ist. Mich beunruhigt allerdings, wie solche Aktionen zur Fortführung des Krieges beitragen könnten.

Medaillen und Gedächtnisfeiern machen mir Sorgen, weil sie eine Atmosphäre schaffen, in der das Heldentum von vorne herein über die kritische Analyse eines bestehenden Krieges gestellt wird. Das Aufwachsen mit Denkmälern und Gedächtnisfeiern trägt dazu bei, den Glauben aufzubauen, dass von Amerika geführte Kriege immer moralisch sind. Das hat dazu geführt, dass Vorgangsweisen von Politikern akzeptiert werden, die weit über jegliches vernünftige Verständnis von Verteidigung hinausgehen.

Auszeichnungen wie das Purple Heart werden von der Regierung benutzt, um abstrakte moralische Ideen wie Ehre, Ruhm und Dienst am Vaterland anzupreisen. Wenig Aufmerksamkeit, wenn überhaupt, wird der Effektivität des Einsatzes von Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung gewidmet.

Seit die Phrase von der „größten Generation” Einzug in unsere Kultur gehalten hat, habe ich mir immer gedacht, dass es merkwürdig ist, wie wir über unsere alternden Veteranen reden, als hätten diese alle bereitwillig zugestimmt, beim Militär mitzumachen. Die Art, wie unsere Gesellschaft so tut, als wäre es der Wille aller Veteranen gewesen, Menschen in anderen Ländern im Interesse dieses Landes umzubringen, verdeckt den realen Dissens, den es in allen Kriegen gegeben hat, die geführt worden sind. 

Menschen wurden bis 1972 in den Militärdienst gezwungen, und ich möchte wissen, wie einige Wehrpflichtige oder Familien über das Purple Heart denken. Erleichtert eine Medaille das Brennen oder entflammt sie weiter das erschreckende Unrecht?

Fast unmittelbar nach dem Ende der Wehrpflicht begann die Werbung für den Militärdienst. Das geschah fast gleichzeitig mit der Einführung des Gesetzes durch die Regierung, das die Werbung für Zigaretten verbot, weil, hm, ja weil diese Dinger einen töten können. 

Für uns Amerikaner ist es relativ leicht, unser tägliches Leben zu führen, ohne vom Schrecken des Krieges etwas mitzubekommen. Wir täten uns schon sehr schwer mit der Vorstellung, wie es wäre, wenn das Militär eines anderen Landes vor unseren Toren lagerte und behauptete, hier zu sein im Namen der Freiheit, während sie zur gleichen Zeit unsere Kinder töten.

Ist es also möglich, Medaillen zu verteilen an Soldaten und deren Familien, ohne damit gleichzeitig den Krieg zu glorifizieren?

Ich bekam mit, dass die Stadt Clarksville plant, Geld für „Verbesserungen und Ergänzungen” ihres Kriegsdenkmals auszugeben, wobei das niedrigste Angebot über $ 300.000 betrug. Regierungen geben viel Geld dafür aus, um an den Krieg zu erinnern, und allein das mag schon darauf hinweisen, dass dieser keine so gute Idee sein könnte. 

Vielleicht wäre das Beste, was wir tun können, damit aufzuhören, die Aktivitäten der Erinnerung an den Krieg von unserer einseitigen Warte aus zu betreiben. Vielleicht sollte jedes Mal, wenn an den Krieg erinnert wird, die Trauer alle getöteten Menschen einschließen, die Soldaten und unfreiwillig Eingezogenen auf beiden Seiten, genau so wie die Zivilisten, die in dem Land leben, wo die Kämpfe stattfinden und die zufällig auf dem falschen Stück Dreck geboren sind zur falschen Zeit in der Geschichte. 

Die Menschen sollten bestimmt in der Lage sein, sich hineinzuversetzen in die Hilflosigkeit von Familien, die in den Ländern leben, die die Vereinigten Staaten von Amerika okkupieren. Denn ungeachtet der Behauptung, größere Freiheit zur Kontrolle der Regierung zu haben, unter der die Amerikaner leben, scheint es noch immer unmöglich zu sein, die Politiker, egal ob Demokraten oder Republikaner, dazu zu bringen, mit ihren Kriegsspielen aufzuhören.

 
     
  erschienen am 10. August auf > NEWS and TRIBUNE > Artikel  
   
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