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Die Früchte der Befreiung

Die Leben von sechs weiteren afghanischen Kindern werden mit einem Luftangriff ausgelöscht – die dafür verantwortliche Nation gähnt

Glenn Greenwald

In Afghanistan – schon wieder:

Afghanische Behördenvertreter sagten am Donnerstag, dass unter den sieben Zivilpersonen, die durch einen Luftangriff der NATO im Süden Afghanistans getötet worden sind, sechs Kinder waren. 

Diese afghanischen Behördenvertreter behaupteten, dass die Flugzeuge auf der Jagd nach “Aufständischen” waren, als sie auf die Kinder schossen, aber die Dorfbewohner und die Familien der Kinder bleiben – wie üblich – dabei, dass das nicht stimmt:

Die Opfer gehörten zu zwei Familien.

Abdul Samad, ein Onkel von vier der getöteten Kinder, bestritt die Version der Regierung über den Angriff. Er sagte, dass seine Verwandten auf Feldern in der Nähe ihres Dorfes arbeiteten, als sie ohne Warnung von einem Flugzeug angegriffen wurden.

Sein Schwager Mohammed Rahim, 50 Jahre alt, hatte seine zwei Söhne und drei Töchter bei sich. Sie waren zwischen 4 und 12 Jahren alt und alle wurden getötet außer einer 8 Jahre alten Tochter, die schwer verletzt wurde, sagte Herr Samad.

„Es waren keine Taliban auf dem Feld; es ist eine grundlose Behauptung, dass die Taliban Minen gelegt haben,“ sagte Herr Samad. „Ich war am Tatort und habe kein einziges Beweisstück für das Vorhandensein von Bomben oder anderen Waffen gefunden. Die Amerikaner haben ein schweres Verbrechen an unschuldigen Kindern begangen, das wird ihnen nie vergeben werden.“

Ich las über den Tod dieser Kinder gestern und hatte entschieden, nicht darüber zu schreiben, weil ich nichts besonders neues dazu zu sagen hatte, aber dann irritierte mich diese Entscheidung den ganzen Tag lang, weil es ganz einfach falsch erscheint, so etwas so ohne weiteres geschehen zu lassen (und im Süden Afghanistans bedeutet „NATO“ in den meisten Fällen „Amerikaner“). Welche Version auch immer richtig ist, die Vereinigten Staaten von Amerika zerstörten diese Familien für immer und beendeten die Leben dieser Kinder in einer Region, von der sogar Behördenvertreter der Vereinigten Staaten von Amerika sagen, dass sich dort ein Großaufgebot von zwei Anführern der Al Qaeda aufhält und diese Gruppe „operativ wirkungslos“ ist.  

Ich erkannte, dass besonders bemerkenswert ist, wie wir gelernt haben, diese Vorgänge einfach zu akzeptieren, als hätten sie nichts zu sagen: es wird von uns erwartet, dass wir sie wegstecken als bedauerliche Unfälle (hoppla), der Ansicht zustimmen, dass sie nicht zu einer Einstellung des Krieges zwingen, und uns dann dem glorreichen Kampf zuwenden. Mit jedem Mal, wo das geschieht, wird es immer normaler, immer weniger beachtenswert. Es ist wie Hintergrundlärm: zwei Familien von Kindern ausgelöscht von einem amerikanischen Geschoß (gähn: zumindest greifen wir sie nicht absichtlich an wie diese bösartigen Terroristen: wir bringen sie halt um, Jahr für Jahr für Jahr, ohne dass wir das wollen). Es ist salonfähig zu sagen, dass die amerikanischen Kriege aufhören sollten, weil sie zu viel Geld oder amerikanische Leben kosten oder sonst irgendwie amerikanische strategische Interessen beeinträchtigen, aber Berge von Leichen unschuldiger Kinder sind etwas, auf das nur die Schrillen, Seichten und Unernsten – Pazifisten! – hinweisen, als wären sie von Bedeutung für das, was getan werden sollte.

Ich nehme an, dass diese Art des Denkens vielleicht durchgehen könnte, wenn es sich um isolierte Vorfälle handelte. Das ist aber nicht der Fall. Immer im Namen der einen Attacke vor über einem Jahrzehnt haben die Vereinigten Staaten von Amerika mehr als zehn Jahre lang muslimische Kinder in zahlreichen Ländern auf alle möglichen Arten hingeschlachtet - und wir machen das noch immer unvermindert, wie zahllose Berichte beweisen (im englischen Original finden Sie eine Reihe von Links). Das alles, während die Washington Post einen Regimewechsel im Iran fordert, nationale Sicherheitsreporter so locker einen Krieg gegen Syrien fordern, wie die meisten Menschen überlegen, was sie zu Mittag essen sollen, und heute berichtet wird, dass die Vereinigten Staaten von Amerika ihre Drohnenattacken und andere Kampfhandlungen gegen Somalia durch Marionettenkräfte hochfahren.

Verroht nicht ab einem bestimmten Punkt die fortwährende Bereitschaft eines Landes, Jahr für Jahr die Leben unschuldiger Menschen in zahlreichen Ländern ohne guten Grund auszulöschen, ernsthaft den Charakter eines Landes und der dafür verantwortlichen politischen Führer, wobei noch nichts gesagt ist über die Art und Weise, in der das unerbittlich die politische Kultur des Landes und das Denken der Bürger verdirbt, die dazu schweigen? Das sollte nicht mehr sein als eine rhetorische Frage. Die Kluft zwischen dem, was viele Amerikaner als die Rolle ihres Landes in der Welt betrachten und der Wirklichkeit ist jedenfalls unbeschreiblich weit.

 
     
  erschienen am 25. November 2011 auf > Salon.com > Artikel  
  Archiv > Artikel von Glenn Greenwald auf antikrieg.com  
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