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  Brecht die Macht des Großen Geldes

Eric S. Margolis  

 

Port Royal auf Jamaica wurde seinerzeit als die verruchteste Stadt der Erde bezeichnet. Im 17. Jahrhundert war es ein bevorzugter Schlupfwinkel für Piraten, Seeräuber wie Henry Morgan, Halsabschneider und eine Reihe von Verbrechern.

Ungefähr das, was Somerset Maugham treffend über Monaco sagte: „ein sonniger Platz für zwielichtige Leute.“

1692 versenkte ein massives Erdbeben den größten Teil dieses tropischen Sodoms und 2.000 seiner Einwohner in das Meer. Strafe Gottes nannten es die Prediger.

Londons Finanzzentrum, die City of London, ist die moderne Version von Port Royal. Jede Art von finanzieller Täuschung, gesetzwidriges Handeln und systematischer Betrug haben Britanniens Wildwest-Bankensektor befallen. Jeder Tag bringt neue Schandtaten: betrügerische Absprache, LIBOR-Zinsenmanipulation, Aktienmanipulation, Abzocken von Klienten und waghalsiges Spielen. 

Als ich mit Frachtschiffen die West Indies befuhr, waren Kasinos mit berühmt berüchtigten manipulierten Spielen bekannt als „Bust Houses“ („Pleitehäuser“). Man würde diese besuchen, um zu spielen, und schnell pleite sein. Freie Getränke mit beigemischten Drogen unterstützten diese Vorgangsweise.

Das ist das London von heute, wo alles geht. Und New Yorks Wall Street, wo es schwierig ist, alle neuen Bankenskandale zu erfassen: manipulierte Kapitalmärkte, Hochgeschwindigkeitshandel, bei dem Insider einen entscheidenden Vorteil haben; Zockerei wie bei betrunkenen Matrosen, giftige Hypotheken – die Liste geht weiter und weiter.

Europa taumelt jetzt von den verzögerten Auswirkungen der Krise 2008 in den Vereinigten Staaten von Amerika, welche entstand, als die Bush-Administration einen Kredit-Tsunami losließ, der große Blasen aufblähte. Banker verdienen ihr Geld mit Verleihen, es wurden also alle Hemmnisse beiseite gewischt, als das Geld hereinströmte. Während der Bush-Jahre war es den Banken gestattet, $45 für jeden $1 an Anlagevermögen zu verleihen, das sie besaßen.

Fast niemand - nicht einmal viele Banker – versteht den ganzen Hokuspokus der Bankbegriffe, ein tiefes Geheimnis wie das der Hohenpriester von Karnak, das dazu dient, Außenstehende zu verwirren. Aber wir brauchen nur zwei Zahlen zu kennen. Erstens, die Konservative Partei des Vereinigten Königreichs erhält mindestens die Hälfte ihrer Finanzierung von Bankern der City of London. Labour bekommt ebenfalls einen Brocken, obwohl etwas diskreter.

Die großen fünf Banken in den Vereinigten Staaten von Amerika, denen von korrupten Regulatoren und Spießgesellen in der Regierung ein Anwachsen zu Leviathanen gestattet wurde, kontrollieren jetzt 40% aller Guthaben in den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie sind alle zu groß, um pleite zu gehen, und, wie sich zunehmend herausstellt, zu groß, um sie entsprechend zu managen oder zu überwachen. Das Gleiche trifft auf die britischen Banken zu. 

Zweitens, Amerikas Finanzindustrie gab von 1999 bis 2008 $3,7 Milliarden aus für Lobbying und Zuwendungen an den Kongress. Die Ergebnisse waren spektakulär: die Möglichkeiten der Banken, Geld zu verleihen, wurden gewaltig ausgeweitet, die Kapitalreserven reduziert, die Kontrolle nahezu eingestellt. In dieser fiebrigen Atmosphäre des Kasinokapitalismus wurden Banken und Finanzunternehmen – Papierjongleure – zu Amerikas führendem Wirtschaftszweig.

Geld ist Macht. Die unermesslich reiche Finanzindustrie kaufte einfach alle wichtigen Politiker und machte Bankregulatoren zu Schoßhunden. Politische und Wirtschaftsmacht im Vereinigten Königreich und in den Vereinigten Staaten von Amerika wanderten in die City und Wall Street. Der immer käufliche Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika wurde von den Bankern gekauft, die sich über ihn lustig machten, was erinnert an den Händler des Todes Sir Basil Zaharoff, der das britische Unterhaus abtat als „dieses kleine Quasselhaus.“  

Die Kreditblase platzte 2008 in den Vereinigten Staaten von Amerika und traf dann Europa. Beide Wirtschaften waren dem Suchtmittel Kredit verfallen. Ihre Zentralbanken manipulierten die Märkte, um scheinbares Wachstum zu schaffen.

Der systematischen Betrügereien des amerikanischen und britischen Bankensektors liegen jetzt auf der Hand. Viele erwarten hohe Geldstrafen. Das ist eine Kleinigkeit für riesige Banken. Keiner ihrer maßgeblichen Geschäftsführer wurde jedoch strafrechtlich belangt. Bis jetzt haben sie sich Immunität gekauft.

Wie der französische Präsident Francois Hollande sagte, besteht die Antwort darin, den Baronen der Banken und Finanzwirtschaft den Krieg zu erklären und ihren Zugriff auf Regierung und Geschäft zu brechen.

Alle Banken, die für zu groß erachtet werden, um pleite zu gehen, müssen aufgespalten werden – so wie „trustbusters“ („Konzernknacker“) der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika die riesigen Konzernmonopole der 1920er und 1930er zerbrachen. Banken müssen davon abgehalten werden, mit Einlegergeldern zu zocken – die vorgeschlagene Volcker Rule wird von den großen Banken heftig bekämpft. Die Zentralbanken müssen reformiert werden.

Banker müssen die gleichen Steuern zahlen wie wir und sie müssen daran gehindert werden, Politiker mit Geld und Gefälligkeiten zu überschütten.

Und am wichtigsten: Sparer und Einkommensbezieher dürfen nicht um ihrer Banken willen leiden. Die Banker müssen für ihr Land sterben, nicht Länder für ihre verrotteten Banken. Pensionisten leiden Hunger, während eine Handvoll Banker Wein bestellt, von dem eine Flasche $2.500 kostet.  

Es ist Zeit, dass diese modernen Port Royals versenkt werden.

     
  erschienen am 20. Juli 2012 auf > www.ericmargolis.com > Artikel auf HUFFINGTON POST  
  Archiv > Artikel von Eric Margolis auf antikrieg.com  
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