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  Murmeltiertag im Drogenkrieg

Jacob G. Hornberger  

 

Ein Zeitungsartikel in dieser Woche unter der Schlagzeile „Süd-Laredo Drogenhändlerbande angeklagt“ erregte meine Aufmerksamkeit. Das deshalb, weil Laredo meine Heimatstadt ist. Ich verbrachte dort 26 Jahre, einschließlich 8 Jahre als Rechtspraktikant, den größten Teil in Partnerschaft mit meinem Vater.

Dieser Zeitungsartikel handelt vom Drogenkrieg. Er berichtet, dass eine Anklage gegen 24 Laredoaner wegen Verstoßes gegen die Drogengesetze des Bundes bestätigt wurde. Die Anklage beschuldigt die Angeklagten des Vertriebs von Kokain, Crack und Marijuana im Bereich von Laredo.

Als ich den Artikel las, bekam ich das ausgeprägte Gefühl, am „Murmeltiertag“ zu leben, denn diese Art von Artikel war in Laredo schon gang und gebe, als ich in den späten 1960ern an der High School war und auch später, als ich 1975 für mein Rechtspraktikum nach Laredo zurückkehrte.

In der Tat war mein erstes Verfahren gleich nach der Universität ein Verfahren nach dem Drogengesetz des Bundes am Bezirksgericht der Vereinigten Staaten von Amerika in Laredo. Da der Angeklagte sich keinen Anwalt leisten konnte, bestellte mich der Bundesrichter zu seinem rechtlichen Vertreter. Mein Klient behauptete unschuldig zu sein und ging vor Gericht. Die Jury sprach ihn frei.

Als ich in der High School war, diente mein Vater als Beamter der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Menschenschlange, die wegen Anklagen nach dem Drogengesetz des Bundes vor ihn gebracht wurde (darunter Timothy Leary), erschien mir immer endlos. Warum das teilweise so war, sagte mir mein Vater, hatte ihm der Bundesrichter mitgeteilt, der den Verdacht hegte, dass Bundesagenten an der internationalen Brücke langhaarigen Hippies, die aus Mexiko zurückkehrten, Drogen zusteckten. Das war das erste Mal, dass ich Bekanntschaft machte mit der korrumpierenden Natur des Drogenkriegs.

Natürlich brauchten all diese Leute Anwälte, was ein prosperierendes Geschäft für Strafverteidiger in Laredo bedeutete. Es bedeutete natürlich auch, dass Bundesrichter, Staatsanwälte und DEA-Agenten ihre großzügigen von den Steuerzahlern garantierten Gehälter und Pensionen rechtfertigen konnten.

In den späten 1970ern führte eine massive Drogenbekämpfungsaktion des Bundes in Laredo dazu, dass die Drogenhändler nach Florida zogen. Das hatte eine schlimme Depression – wirtschaftlich wie emotional – für die Strafverteidiger von Laredo zur Folge. 

Was an dem Drogenkrieg so faszinierend ist, ist dass sich im Lauf der letzten 40 Jahre nichts geändert hat.

Gut, ich nehme an, dass sich einige Dinge geändert haben. Sie haben andere Bundesrichter und Staatsanwälte in Laredo. Und andere DEA-Agenten und Polizisten und Hilfssheriffs.

Aber grundsätzlich hat sich nichts geändert. Sie betreiben das Gleiche wie vor 40 Jahren. Die gleichen großen Verhaftungsaktionen. Die gleichen großen Pressekonferenzen. Die gleichen großen Verkündigungen. Die gleichen Zeitungsartikel über die letzte große Verhaftungsaktion.

Und wofür das alles? Was haben diese Verhaftungsaktionen erreicht? Was haben alle diese Untersuchungen von dienstbeflissenen DEA-Agenten erreicht? Was haben alle diese Drogenverfolgungen durch verärgerte Staatsanwälte erreicht? Was haben alle diese langen von entrüsteten Bundesrichtern verhängten Gefängnisstrafen erreicht?

Nichts. Sie haben nichts erreicht.

Wie können wir das wissen? Weil das Grundmuster sich immer wieder über die Jahre und über die Jahrzehnte wiederholt hat. Untersuchungen. Verhaftungen. Anklagen. Urteile. Immer und immer wieder.

Und es ist nicht so, dass die Staatsanwälte und Bundesrichter in den 1960ern und 1970ern milde geurteilt hätten. In der Meinung, sie leisteten ihren Beitrag, Drogen aus der Gesellschaft auszumerzen, verhängten sie himmelhohe Gefängnisstrafen über Drogenleute. In San Antonio gab es einen Bundesrichter, den sie „Maximum John“ nannten. Bevor er letztlich in der Folge einer Drogenverfolgung in seinem Gericht ermordet wurde, verhängte Maximum John über einen unserer Klienten – einen jungen Mann, etwa 20 Jahre alt – die Höchststrafe von 15 Jahren wegen Absprache zum Drogenhandel.

Was hat es genützt? Hat es diese 24 Leute davon abgebracht, die in dem Zeitungsartikel in dieser Woche erwähnt werden, die angeblich Drogen gehandelt haben, 40 Jahre danach? Hat es die zahllosen Menschen abgehalten, die von den 1970ern bis heute das Gleiche getan haben? 

Nein. Alles, was diese hohen Gefängnisstrafen bewirkt haben, die Maximum John gemeinsam mit seinen Bundesrichterkollegen verhängt hat, war Leben zu ruinieren. Und das ist es, was der Drogenkrieg getan hat – Leben ruinieren. Jedermann stimmt zu, dass der Drogenkrieg sicher nichts dazu beigetragen hat, den Nachschub und den Konsum von Drogen zu unterbinden.

Mit seinem endlosen Kreislauf von Verhaftungen, Anklagen und Urteilen war der Drogenkrieg eine gigantische, bösartige Maschine, die die Leben von unzähligen Menschen ruiniert hat, besonders Menschen in ihren 20ern und 30ern, von denen viele einen großen Teil ihres Lebens im Gefängnis verbringen müssen.

Laut diesem Artikel über die Drogenverhaftungsaktion in Laredo in dieser Woche sind 3 Beschuldigte im Teenage-Alter, 7 in den 20ern, 11 in den 30ern und 3 in den 40ern. Viele von ihnen werden wahrscheinlich die kommenden 15-20 Jahre ihres Lebens im Gefängnis verbringen.

Warum machen die das? Warum gehen sie dieses Risiko ein? Weil sie arm sind und weil sie sehr schnell das große Geld machen wollen. Das ist es, was Drogengesetze bewirken. Sie schaffen Möglichkeiten des Schwarzmarktes, schnell zu viel Geld zu kommen. Und die Aussicht, schnell das große Geld zu machen, bildet eine Versuchung für junge Menschen, die arm sind. Und immerhin, seien wir ehrlich: die meisten, die gegen die Drogengesetze verstoßen, werden nicht erwischt.

Ist es eine dumme Entscheidung, so weiter zu machen? Natürlich. Aber junge Menschen treffen viele dumme Entscheidungen. Was hier eine Rolle spielt ist, dass die Bundesregierung absichtlich ein Programm geschaffen hat und betreibt, von dem die Bundesbeamten wissen, dass es für junge Menschen, besonders die armen, eine Versuchung darstellt, zu versuchen, einen großen Gewinn zu erzielen, worauf dann diese Bundesbeamten ihr Bestes geben, um diese jungen Menschen zu vernichten, weil sie der Versuchung nachgegeben haben, vor die sie die Regierungsvertreter gestellt haben.

Was ist mit den Bundesrichtern und Staatsanwälten, die den Drogenkrieg damals in den 60ern und 70ern durchsetzten? Sie sind schon lange im Ruhestand mit ihren fetten Bundespensionen oder sind schon gestorben. Ihre Leben – oder zumindest der Teil, in dem sie den Drogenkrieg betrieben haben – waren total für die Katz’. Sie haben nichts positives zustandegebracht und haben stattdessen die Leben vieler guter Menschen ruiniert.

Heute wiederholt sich das Muster. Andere Bundesrichter, andere Staatsanwälte, und andere DEA-Agenten. Aber die Plattitüden des Drogenkriegs sind noch immer die selben. Auch die Verhaftungsaktionen, Anklagen und Urteile, genauso wie die Zeitungsartikel, die marktschreierisch diesen ganzen destruktiven Drogenkrieg-Unsinn anpreisen. Und natürlich geht auch die massive Ruinierung von Leben weiter. 

 
     
  erschienen am 13. Juni 2014 auf > THE FUTURE OF FREEDOM FOUNDATION > Artikel  
  Archiv > Artikel von Jacob G. Hornberger auf antikrieg.com  
 
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