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  Drei von Amerikas ‘Großen Satans’ sind tot

Eric Margolis

 

Die Tode von drei der „Großen Satans” des Westens in Südasien wurden in den letzten Wochen bekannt gegeben: Mullah Omar und Jalaludin Haqqani in Afghanistan und General Hamid Gul in Pakistan.

Ich traf Mullah Omar nie, obwohl ich anwesend war bei der Geburt und Ausdehnung seiner Bewegung, der Taliban.

Mullah Omar war ein berühmter Kampfveteran des großen Jihad 1980 gegen die sowjetische Besetzung Afghanistans. 1989 zogen sich die Sowjets klugerweise zurück. Afghanistan war erschüttert durch einen Bürgerkrieg unter den elf Mujahedinfraktionen, von denen viele im Wege des pakistanischen Geheimdiensts durch die CIA finanziert wurden.

Die ethnische Region der Paschtunen im Süden Afghanistans wurde gegeisselt durch ungezügeltes Banditenwesen und Vergewaltigungen. Ein lokaler Moslemprediger, Mullah Omar, sammelte eine Gruppe von religiösen Seminaristen („Talibs“) und machte sich auf, um die Banditen und die noch immer mächtigen afghanischen Kommunisten zu bekämpfen. Pakistan unterstützte schnell die Taliban als eine Möglichkeit, seinen Einfluss in das benachbarte Afghanistan auszudehnen und die kommunistischen Kräfte zu bekämpfen.

Der pakistanische Geheimdienst ISI ging schnell daran, die zusammengewürfelten Talibankräfte zu bewaffnen und anzuleiten. Sein Chef, General Hamid Gul, ein grimmiger paschtunischer Krieger und engagierter nationalistischer Islamist, leitete diese Bemühungen des ISI. Das paschtunische Afghanistan stellte sich hinter die Taliban, die dem Banditenwesen und den Vergewaltigungen schnell eine Ende bereiteten und die den Heroinhandel nahezu ausrotteten.

Mullah Omar, ein schattenhafter paschtunischer Krieger, der im Kampf gegen die sowjetische Okkupation in den 1980er Jahren ein Auge verloren hatte, erklärte Afghanistan zu einem Staat, der nach islamischen Werten geführt wird. Wie der starke Mann Pakistans General Zia ul-Haq strebte er danach, die brutalen kommunistischen roten Sultanate des postsowjetischen Zentralasien zu stürzen.

Aber Washington hatte ein geheimes Abkommen mit Moskau bezüglich Afghanistan geschlossen und hatte andere Vorstellungen. Präsident Zia und sein damaliger ISI-Chef General Akhtar Abdul Rahman (beide waren mir gut bekannt) wurden im August 1988 ermordet, als ein Anschlag auf ihr Flugzeug verübt wurde.

Ihre Tode sind nach wie vor ungeklärt, aber viele Pakistanis geben die Schuld den Vereinigten Staaten von Amerika. Meiner Ansicht nach war wahrscheinlich der sowjetische KGB verantwortlich. Benazir Bhutto sagte mir, dass sie glaubte, dass ein ranghoher General, Mirza Aslam Beg, verantwortlich ist. Ich fragte, ob sie verantwortlich sei. 

Nachdem Zia aus dem Weg geschafft und die gefügige Benazir an die Macht gebracht worden war, gaben die Vereinigten Staaten von Amerika schnell die Verbündeten Afghanistan und Taliban auf. 

Dann kam 9/11. Präsident George W. Bush brauchte ein Ziel für Amerikas Wut und Demütigung. Blöd wie er war, suchte er sich die Taliban aus, die mit den Attacken nichts zu tun hatten, aber Osama bin Laden als Gast aufgenommen hatten, einen saudiarabischen Helden des antisowjetischen Kriegs. Die Taliban boten an, bin Laden auszuliefern, wenn die Vereinigten Staaten von Amerika Beweise für seine Schuld an den Attacken des 9/11 vorlegten. Aber derartige Beweise wurden niemals vorgelegt. Amerikanische Erdölfirmen, die schon lange die Transitrouten durch Afghanistan im Auge gehabt hatten, bejubelten die Angriffe der Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Vereinigten Staaten von Amerika marschierten in Afghanistan ein und drohten Pakistan damit, es in die Steinzeit zu bombardieren, wenn es nicht zu einem Vasallenstaat und bereit zur Zusammenarbeit mit der Übernahme Afghanistans durch die Vereinigten Staaten von Amerika würde. Von den Medien in den Vereinigten Staaten von Amerika wurden die Taliban als Frauen schlagende „Terroristen“ dämonisiert, und dann gestürzt. Die Vereinigten Staaten von Amerika schufen eine neue afghanische Regierung aus Feinden der Taliban, den mit Drogen handelnden tadschikischen und usbekischen Minderheiten und den kriminellen afghanischen Kommunisten. Das neue von den Vereinigten Staaten von Amerika getragene Regime stellte sofort den afghanischen Heroinhandel wieder her und weitete ihn aus.

Der struppelbärtige paschtunische Stammeschef Jalaludin Haqqani war ein führender Kämpfer gegen die sowjetische Okkupation gewesen und ein wichtiger „Aktivposten“ der CIA. Ich traf Haqqani, als ich über den Krieg in Afghanistan berichtete. Die Vereinigten Staaten von Amerika bejubelten ihn als „Freiheitskämpfer,“ als er gegen die Sowjets kämpfte. Als er sich bemühte, die Vereinigten Staaten von Amerika aus Afghanistan zu vertreiben, wurde er zum „Terroristen“ erklärt. Nachdem die Vereinigten Staaten von Amerika die Sowjets als die ausländischen Besatzer Afghanistans ersetzt hatten, wurde Haqqani zu einem der tatkräftigsten und gefürchtetsten Anführer des Widerstands gegen die Vereinigten Staaten von Amerika. Unzählige Bemühungen der Vereinigten Staaten von Amerika, ihn zu töten oder zu bestechen scheiterten.

Nachdem er aus dem Militär ausgeschieden war, blieb General Hamid Gul ein führender Unterstützer der Taliban, wodurch er Washingtons Zorn auf sich zog. Guls unerbittliche antiindischen Gefühle brachten ihn dazu, kaschmirische Unabhängigkeitsgruppen und eine Reihe von zwielichtigen pakistanischen extremen islamistischen Gruppen zu unterstützen. Deutschland behauptete jedenfalls richtig, dass Gul den ersten Schlag geführt hat, der die Sowjetunion zu Fall brachte.

Gul war sehr freimütig. Er behauptete, dass ISI Beweise dafür hätte, dass 9/11 ein „Inside Job“ war, ausgeführt von proisraelischen Gruppen, Rechten in den Vereinigten Staaten von Amerika und dem israelischen Mossad. Diese Behauptung fand weitgehend Glauben in der muslimischen Welt, obwohl Gul nie einen Beweis dafür vorlegte. Die Vereinigten Staaten von Amerika behaupteten, dass er verrückt sei. Aber die Vereinigten Staaten von Amerika behaupten auch, dass die religiösen, gegen Drogen und Kommunisten eingestellten Taliban Terroristen sind.

Gul behauptete, Benazir Bhutto sei eine Handlangerin der Vereinigten Staaten von Amerika. Diese fand allerdings noch weniger freundliche Worte für Gul. „Eric, du liebst einfach deine pakistanischen Generäle,“ schalt sie mich immer, „besonders diesen Hundesohn Gul.“

Mullah Omar, ausgeschrieben von den Vereinigten Staaten von Amerika mit einem Kopfgeld von Millionen Dollars, hielt sich klugerweise außer Sicht. Es sickert jetzt durch, dass der Talibananführer vor zwei Jahren eines natürlichen Todes gestorben sein könnte. Nachdem sie sich nicht über einen neuen Anführer einigen konnten, schwiegen die Taliban, die einen losen Zusammenschluss von Stämmen bilden, über seinen Tod bis vor kurzem, als ein wenig bekannter Emir, Mullah Mansour, gewählt wurde. Dieselbe List wurde angewendet nach dem Tod des mittelalterlichen spanischen Anführers El Cid.

Washington freute sich und hoffte, dass die Taliban sich aufsplittern und aufhören würden, seine letzten Bemühungen herauszufordern, Afghanistan unter strategischer Kontrolle zu behalten. Ich nehme jedoch an, dass die meisten Paschtunen weiterhin kämpfen werden, bis das Ziel der Taliban erreicht ist, alle ausländischen Besatzungstruppen aus dem Land zu jagen. 

 
     
  erschienen am 22. August 2015 auf > www.ericmargolis.com  
  Archiv > Artikel von Eric Margolis auf antikrieg.com  
 
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