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  Chinas vergessener Sieg im Zweiten Weltkrieg

Eric Margolis

 

Die gewaltige Militärparade (>LINK), die in dieser Woche in Peking abgehalten wurde, wurde als Erinnerung an die Rolle Chinas im Zweiten Weltkrieg deklariert. Mehr als 15 Millionen Chinesen wurden in dem acht Jahre dauernden Widerstandskampf gegen die japanische Besatzung getötet.

Chinas oberster Anführer Xi Jinping, im fesch geschneiderten Mao-Anzug, stand auf dem Tor des Himmlischen Friedens zur Verbotenen Stadt, um den Vorbeimarsch von 12.000 Soldaten und einer Legion von Panzerfahrzeugen, Raketenträgern und Kampfflugzeugen zu beobachten.

Interessanterweise unterstrich Xi, dass Chinas politische Entwicklung auf der Theorie des Marxismus-Leninismus und den Ideen des Vorsitzenden Mao und Deng Xiaopings beruht.

China hat richtig beobachtet, dass der Westen lange seine wichtige Rolle im Kampf gegen das japanische Kaiserreich ignoriert hat. Ohne den heftigen Widerstand von Chinas Nationalisten und Kommunisten hätte Japan es vielleicht geschafft, in Australien und Ostindien einzumarschieren, obwohl es letztlich den Krieg wohl aufgrund der überwältigenden amerikanischen Stärke verloren hätte. 

Geschichte war allerdings nicht der wichtigste Grund der martialischen Demonstration in Peking. China präsentierte sein neuestes militärisches Gerät, um an die Welt – besonders die Vereinigten Staaten von Amerika, Japan, Indien und Australien – die donnernde Botschaft zu richten, dass China letztendlich seinen ihm zustehenden Platz an der Sonne gefunden hat.

Militärexperten der Vereinigten Staaten von Amerika taten die Parade als „nichts Neues” ab. Inoffiziell hingegen machen sie und Chinas Nachbarn sich große Sorgen aufgrund von Pekings verbesserter militärischer Stärke, die auf wachsendem Reichtum und Technologie auf dem neuesten Stand beruht. Wichtige Punkte:

Chinas neue DF21D Trägerrakete könnte in der Lage sein, Flugzeugträger der Vereinigten Staaten von Amerika aus 1.000-15.000 km Entfernung zu treffen, ans Ziel geleitet von U-Booten, Drohnen, Satelliten, Fischerbooten. Ein Treffer mit einer DF21D würde einen riesigen Flugzeugträger mit seinen 100.000 Tonnen außer Gefecht setzen oder ihn versenken.

Die Vereinigten Staaten von Amerika bereiten sich stillschweigend vor auf Krieg gegen China wegen Taiwan, Japan und dem Südchinesischen Meer. Die gesamte Strategie der Vereinigten Staaten von Amerika beruht allerdings auf Flugzeugträgern, die vom Chinesischen Meer aus operieren, und auf Kriegsflugzeugen, die von der amerikanischen Schlüsselbasis in Guam aus eingesetzt werden.

Die neue Serie der DF21D-Raketen wird die Flugzeugträger der Vereinigten Staaten von Amerika weiter östlich hinaus in den Pazifischen Ozean zwingen, außer Reichweite jeglicher Kampfzone. Chinas neue, zielgenaue DF26-Rakete mit 3.000-4.000 km Reichweite – bekannt unter dem Namen „Guam Killer“ – wurde entwickelt, um (die amerikanische Marinebasis) Guam mit konventionellen oder atomaren Sprengköpfen auszuschalten.

Gezeigt wurde auch eine neue mit Staustrahltriebwerk betriebene Luft-Luft-Rakete, die speziell entwickelt wurde, um Tankflugzeuge der Vereinigten Staaten von Amerika zu zerstören, die Kampfflugzeuge in den absehbaren Kampfzonen rund um die Küsten Chinas und Taiwans auftanken sollten. China hat beeindruckende Fortschritte gemacht bei Flugzeugabwehrsystemen für Land- und Marinestreitkräfte.

Chinas Marinekorps stahl fast die Show mit seinen hellblau schillernden Amphibienfahrzeugen, die eine klare Bedrohung für Taiwan bilden. Neue chinesische Kampfflieger und Tankflugzeuge haben beinahe den Stand der westlichen Technologie erreicht, besonders Luft-Luft-Raketen, Radargeräte und verbundene Kommando- und Kontrollsysteme.

Generalsekretär Xi gab bekannt, dass Chinas Armee von 2,3 Millionen Bewaffneten, die größte der Welt, um 300.000 reduziert wird. China braucht keine riesigen Armeen mehr, weil es keine Bedrohung zu Land mehr zu fürchten hat. Viele Berufssoldaten wurden in eine militarisierte Polizei übernommen. Militärische Ressourcen werden jetzt in offensive strategische Systeme wie Luft- und Marinekräfte oder die Raketenabteilung des „Second Artillery Corps“ verlegt.

Xi Jinping versicherte, dass der Aufstieg Chinas ganz und gar friedlich ist und niemanden bedroht (außer Taiwan und die japanischen Inseln im Chinesischen Meer). Es ist jedoch klar, dass China entschlossen ist, den größten Teil des Chinesischen Meeres unter seiner Kontrolle zu halten und dabei ist, winzige Inseln zu permanenten Flugzeugträgern auszubauen. China muss auch in der Lage sein, Streitkräfte einzusetzen zum Schutz seiner vitalen Erdölrouten in den Mittleren Osten, welche in jedem neuen Krieg mit Indien ein Hauptangriffsziel wären.

Chinas beeindruckende Vorführung von militärischer Stärke und Können sendet eine weitere beunruhigende Botschaft: chinesische Militärausstattung und Technologie, einst nur für die armen Länder der Dritten Welt interessant, tritt als ernsthafter Konkurrent auf für Exporte aus den Vereinigten Staaten, Europa und Russland. Vorbei sind die Zeiten, in denen Reis, Rückenkratzer und Papierfächer alles waren, was China exportierte.

Als ehemaliger Soldat und Militäranalyst verfolgte ich die Militärparade in Peking mit Respekt und Bewunderung. Chinas Soldaten sind, was wir in der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika als „Strak“ zu bezeichnen pflegten – effizient, kampfbereit und zugeknöpft. Sie paradierten mit beeindruckender mechanischer Präzision und offenkundigem Elan.

China hat seinen ihm zustehenden Platz an der Sonne erreicht, nachdem es vierhundert Jahre lang vergewaltigt, ausgeplündert und angeschnauzt worden war. Gute Show. Beten wir jetzt alle, dass China die Macht nicht in den Kopf steigt. Als altes Schlachtross fürchte ich allerdings, dass das eher schon der Fall sein könnte.

 
     
  erschienen am 5. September 2015 auf > www.ericmargolis.com  
  Archiv > Artikel von Eric Margolis auf antikrieg.com  
 
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