HOME     INHALT     INFO     LINKS     ARCHIV     KONTAKT
 
     
  Eine Angelegenheit des Vertrauens   

Charley Reese

Es ist ein trauriger Zustand, wenn man sich nicht darauf verlassen kann, dass einem die eigene Regierung die Wahrheit sagt. Das ist der größte Schaden, den Präsident Bush´s Propagandakampagne gegen den Irak verursacht hat.

Vertrauen ist eine zerbrechliche, aber wertvolle Sache. Eine einzige Lüge kann es zerstören, denn wenn eine Person einmal lügt, kann man in Zukunft nie mehr sicher sein, ob sie oder er die Wahrheit sagt oder wieder lügt.

Wäre Präsident Bush in Sachen Irak mit uns ehrlich gewesen, würde ich ihn unterstützen. Er hätte uns nur die Wahrheit sagen müssen: es gibt keinen Beweis für eine Verbindung zwischen Saddam Hussein und dem Terrorangriff am 11. September; es gibt keinen Beweis, dass er über Massenvernichtungswaffen verfügt, aber wir nehmen das an; aufgrund seiner Vergangenheit glauben wir, dass die Rückkehr der UN-Waffeninspektoren in den Irak dringend geboten ist, um die Wahrheit herauszufinden, da ich glaube, dass er im Fall, dass er über Massenvernichtungswaffen verfügt, eines Tages entscheiden könnte, diese Terroristen zur Verfügung zu stellen.
Statt dessen hat die Bush-Regierung als Tatsache ausgegeben, dass der Irak über Massenvernichtungswaffen verfügt, dass er Verbindungen zu AlQaida unterhält und dass er eine unmittelbare Bedrohung der Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika darstellt. Wenn der Irak der Welt anbietet, zu kommen und sich selbst ein Bild zu machen, sagt Herr Bush, dass das nur ein Trick ist. Wenn der Irak anbietet, die UN-Inspektoren wieder ins Land zu lassen, ist Herr Bush dagegen, dass sie gehen. Er will unbedingt den UNO-Weltsicherheitsrat dazu bringen, eine Resolution zu beschließen, die keine Regierung eines souveränen Staates akzeptieren kann.

Das ist der gleiche Dreh, mit dem die Clinton-Regierung Jugoslawien zu Fall brachte. Jugoslawien wäre bereit gewesen, UNO- oder sogar NATO-Beobachter in den Kosovo zu lassen, aber die Vereinigten Staaten von Amerika bestanden darauf, dass NATO-Truppen uneingeschränkten Zugang zu allen Teilen Jugoslawiens haben müssten. Jugoslawien stimmte dem nicht zu, wie die Vereinigten Staaten von Amerika kalkuliert hatten, worauf sofort die Bombenangriffe begannen.  (Wir erinnern uns noch an die Rolle des EU-Botschafters Wolfgang Petritsch, der das Ultimatum von Rambouillet als „Friedensvertrag“ bezeichnet hat und mit dem Posten des „Hohen Repräsentanten“ in Bosnien – dort als „Gauleiter“ bezeichnet – belohnt worden ist.)

Das ist es auch, was Bush will. Er will eine Resolution, die Saddam Hussein nicht akzeptieren kann, damit er einen Vorwand hat, den Krieg zu beginnen. Er will nicht Entwaffnung, sondern einen Regierungswechsel und die Besetzung des Irak durch die Vereinigten Staaten von Amerika. Amerikanische und Britische Finanzkreise haben Irak nie vergeben, dass er sie in den späten 1970er Jahren hinausgeworfen und die irakischen Ölvorkommen verstaatlicht hat. Zwei Bedingungen, von denen er weiß, dass Saddam sie nie akzeptieren wird beinhalten, dass jedes ständige Mitglied des Weltsicherheitsrates seine eigenen Vertreter in das Inspektionsteam entsenden kann und dass bewaffnete Kräfte dieser Staaten die Inspektoren begleiten sollten. Herr Bush hat den Amerikanern nie gesagt, dass die Vereinigten Staaten von Amerika die UN-Waffeninspektionen dadurch zu Fall gebracht haben, dass sie sie als Deckmantel für Spionage benutzt haben. Das ist eine Tatsache.

Hoffentlich bleiben die Franzosen standhaft und Herr Bush wird seine kriegsauslösende Resolution nicht bekommen. Dann wird er gezwungen sein, zwischen nackter Aggression ohne UNO-Feigenblatt und der Zustimmung zur Rückkehr der UNO-Inspektoren zu wählen. Ich gehe davon aus, dass er sich für die nackte Aggression entscheiden wird. Er wird einige kleine schwache Länder zusammenfangen, die dann dieser „globalen Koalition“ irgendwie zustimmen.

Ich dachte an George Orwell, als George Bush in einer kriegstreiberischen Rede vor der Unterzeichnung der Kriegsresolution des Kongresses sagte, diese wäre “im Interesse des Friedens”. Das ist Neusprech – "Krieg ist Frieden".

Das Vertrauen in George Bush ist dahin. Was er macht ist antiamerikanisch in dem Sinn, dass es gegen alle Traditionen verstößt, die dieses Land groß gemacht haben. Wir sind jetzt wie Rom, mit tausenden Soldaten stationiert in über 60 Ländern und unserem Kaiser, der das Recht ausruft, jede souveräne Regierung zu entfernen, die ihm nicht passt (natürlich nur wenn sie schwach und wehrlos ist).

Weit davon entfernt, dem Frieden zu dienen, treibt Herr Bush unser Land in einen unabsehbaren Krieg gegen den Rest der Welt, einen Krieg, den wir letztendlich verlieren werden. Er beschützt die amerikanischen Menschen nicht, er bringt uns alle in Gefahr.  

 
 
 
zurück