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  Obama macht auf Ludwig XVI.

Eric S. Margolis 

Amerika hätte nicht die Unabhängigkeit von Großbritannien errungen ohne die großzügige militärische und finanzielle Unterstützung durch Frankreich und dessen König Ludwig XVI.

Mit der Unterstützung der amerikanischen Kolonisten verausgabte Frankreich sich allerdings bis zum Bankrott. Frankreichs finanzieller Zusammenbruch war ein wesentlicher Grund für die folgende französische Revolution, die den unglücklichen Ludwig seinen Kopf kostete. 

Kriege sind sehr teuer. Geld spielt in ihnen eine gleich große Rolle wie Soldaten und Waffen.

Der Kongressabgeordnete David Obey, Demokrat aus Wisconsin, Vorsitzender des mächtigen Haushaltsausschusses, hatte eine ganz neue Idee: die Amerikaner sollten für die Kriege bezahlen, die sie zur Zeit führen.

Obeys Vorschlag, der von weiteren Abgeordneten beider Parteien unterstützt wird, klingt überraschend – bis man draufkommt, dass weder die Regierung Bush noch die Regierung Obama ihre Kriege im Ausland ordentlich finanziert haben, etwa indem sie die Amerikaner gezwungen hätten, für diese mit höheren Steuern zu zahlen.

Statt dessen hat Washington die US $ 1.000 Milliarden an bisherigen Kosten für die Kriege in Afghanistan und Irak verschoben und einfach zum nationalen Defizit gerechnet und zahlt Zinsen dafür. Präsident Lyndon B. Johnson ging im Vietnamkrieg ähnlich leichtfertig mit den Kosten um und bewirkte dadurch ernsthaften Schaden und Instabilität für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. 

Wenige Amerikaner bekommen die wirklichen finanziellen Auswirkungen dieser Kriege mit. Zukünftige Generationen werden mit der Rechnung aufgeschmissen sein.

Diese Art betrügerischer nationaler Finanzgebarung wird allerdings zunehmend schwierig angesichts Präsident Barack Obamas Defizit in der Höhe von US$ 1,400 Billionen in diesem Jahr und seiner Entscheidung, weitere 30.000 U.S.-Soldaten nach Afghanistan zu schicken.

Jeder amerikanische Soldat in Afghanistan kostet laut U.S.-Kongress-Untersuchungsdienst mindestens US$ 1 Million im Jahr. 30.000 zusätzliche U.S.-Soldaten werden also $ 30 Milliarden zusätzlicher Kosten zu den $ 200 Milliarden verursachen, die die Besetzung des Irak und Afghanistans jährlich kostet – jetzt die zweitteuersten Kriege in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika.

Viel von diesem Geld wird von China und Japan ausgeliehen werden müssen.

Obey und seine Verbündeten wollen eine abgestufte Zusatzsteuer in der Höhe von 1 – 5% für die Amerikaner einführen, abhängig von der Höhe ihres Einkommens, um die tatsächlichen Kosten für das zu decken, was jetzt Obamas Kriege sind. Sonst, warnt Obey, werden die gewaltigen Kosten für bis zu 100.000 U.S.-Soldaten in Afghanistan „die anderen Dinge unmöglich machen, die wir in unserer Wirtschaft betreiben wollen.“ Darunter in erster Linie das Gesundheitssystem.

In einer klaren Entscheidung zwischen Kanonen oder Butter geht Obey davon aus, dass zehn Jahre Krieg in Afghanistan die $ 900 Milliarden verschlingen werden, die für die Einführung einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung für alle Amerikaner erforderlich wären.

Die Aussichten, dass der Kongress eine Kriegssteuer beschließen wird, sind allerdings leider Null. Während die Kriege in Afghanistan und Irak bei den Amerikanern immer unpopulärer werden, würde eine Steuererhöhung in Zeiten einer 10%igen Arbeitslosigkeit die gleich aufgebrachten Reaktionen hervorrufen wie Präsident Obamas vorgeschlagener nationaler Gesundheitsplan und die Aussichten der Demokraten bei den Halbzeitwahlen gefährden.

Während die Regierung Obama den Krieg gegen Afghanistan zu eskalieren scheint, werden die tatsächlichen Kosten für Afghanistan und Irak weiterhin vor Öffentlichkeit und Kongress verschwiegen.

Eine Milliarde hier, eine Milliarde dort; auf einmal geht es dann um wirkliches Geld.

Die $ 200 Milliarden jährlicher Kosten für beide Kriege sind nur ein Teil der wachsenden Zahlungsverpflichtungen, denen Washington gegenübersteht.

Die Jahresrechnung für die U.S.-Geheimdienste, die über 200.000 Leute beschäftigen, hat sich auf $ 75 Milliarden verdoppelt, hauptsächlich als Folge der Kriege im Ausland und von Operationen gegen antiamerikanische Moslem-Gruppen.

Die Kosten für die Okkupation Afghanistans stiegen heuer auf $ 300 Milliarden und werden im kommenden Jahr drastisch ansteigen. Der Krieg gegen den Irak wird 2009 insgesamt $ 684 Milliarden kosten. Präsident Obamas Pläne, im Jahr 2011 alle U.S.-Truppen aus Irak abzuziehen, könnten ernsthaft in Frage gestellt werden, da der Widerstand zunimmt und die Ba´ath Partei im Untergrund immer aktiver wird.

Washington gibt $ 25 Milliarden für die Subventionierung fremder Armeen aus, der Großteil davon geht in den Nahen Osten, nach Afghanistan, Irak und Pakistan. Die Hilfe für Islamabad wird über die kommenden fünf Jahre auf $ 15 Milliarden steigen, einschließlich geheimer „schwarzer“ Zahlungen. 

Die Vereinigten Staaten von Amerika finanzieren 168.000 „Vertragspartner” im Irak. Die CIA beschäftigt 74.000 Söldner in Afghanistan. Die neue Hochsicherheits-Botschaft der Vereinigten Staaten in Amerika, ca. 42 Hektar groß, wird $ 700 Millionen kosten, die neue Botschaft in Islamabad $ 800 Millionen. Die islamischen Kämpfer nennen sie „Kreuzritterburgen.“  

Dazu kommen die Kosten für die Flottenverbände im Persischen Golf und Indischen Ozean; die Militärbasen in der Golfzone und Diego Garcia, über die die Operationen in Irak und Afghanistan mit immens teuren Lufttransporten versorgt werden; $ 400 per Gallone (ca. 3,8 l) Treibstoff, die an die U.S.-Truppen in Afghanistan geliefert wird; natürlich finanzielle Anreize für viele kleine Länder, um ein paar Soldaten nach Afghanistan und Irak zu senden. Ebenfalls ein bedeutender Anteil an den $ 93 Milliarden pro Jahr, die an die Veteranen ausbezahlt werden. 

Die realen Kosten für Afghanistan und Irak machen also viel mehr aus als $ 200 Milliarden im Jahr. Dennoch scheint Präsident Obama entschlossen, ohne Rücksicht auf Kosten den Krieg gegen Afghanistan auszuweiten. Es scheint klar, dass Obama zunehmend unter den Einfluss von Amerikas mächtigem militärisch-industriell-finanziellem Komplex und der neokonservativen Kriegspartei geraten ist. Kurz gesagt die gleiche Kostellation der Kräfte, die die Bush-Regierung gesteuert hat.

Nicht einmal Amerikas mächtige Wirtschaft kann für lange Zeit Kriege quer durch die muslimische Welt verkraften. Kriege, die man sich nicht leisten konnte, führten zum Ruin schon vieler Reiche, und das Amerikanische Reich scheint sich in eben diese Richtung zu bewegen, während Friedensnobelpreisträger Barack Obama immer tiefer in den afghanischen Morast versinkt.

 
     
  erschienen am 30. November 2009 auf > http://www.ericmargolis.com/ > http://www.ericmargolis.com/political_commentaries/obama-does-a-louis-xvi.aspx  
     
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