HOME     INHALT     INFO     LINKS     ARCHIV     KONTAKT
 
     
  Krieg ist Mord

Karen Kwiatkowski

Ja sicher ist es Mord für unsere Jungs in der Wüstenuniform. Fünf unserer Feinsten sind jetzt angeklagt, ein nicht autorisiertes Mordkommando zu betreiben, das afghanische Zivilisten nach dem Zufallsprinzip zwecks kleiner stressmindernder Zielübungen aufs Korn genommen hat. Wo liegt hier das Problem? Die CIA hat das seit Jahren mit ihren eigenen militarisierten Gruppen betrieben. Das Verteidigungsministerium macht´s mit seinen eigenen Special Forces. Xe und andere Vertragsfirmen tun es mit dem Segen beider – Verteidigungsministerium und CIA. Präsident und Kongress haben derlei Handlungen autorisiert, jeder für sich als auch beide gemeinsam. Obama hat sogar versichert, dass er sich wohl und berechtigt fühlt in seiner Rolle als oberster Entscheider, ob amerikanische Bürger leben dürfen oder sterben müssen. 

Ich kann die Aufregung einfach nicht verstehen. Es sollte keine geben, geht man von der öffentlichen Bewunderung von Petraeus und all derer aus, die in Uniform „ihrem oder seinem Land dienen.“ Diese Soldaten, die aus großartigen Staaten wie Montana, Alaska, Idaho und Florida kommen, machen nicht nur die Arbeit, für die sie ausgebildet worden sind, sondern sie führen sich auch auf im selben Geist wie ihre Befehlshaber. 

Einem Geist der Brutalität, des selbstgerechten Urteilens, des Selbstmitleids, weil wir den Undankbaren so sehr „Gutes tun“ wollen, einem Geist des Hasses und einem Geist der Genusssucht. Das ist kurz zusammengefasst die amerikanische Außenpolitik, und das ist nichts Neues. 

Die Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika ist brutal. Fragen Sie nur (wenn Sie überhaupt welche finden) amerikanische Ureinwohner aus den Appalachen oder den Great Plains. Die großen Massenmörder auf beiden Seiten des Krieges unter den Staaten in den 1860er Jahren hatten ihr Handwerk jahrelang an den amerikanischen Ureinwohnern praktiziert, und auch an den Mexikanern, nur so nebenbei. Während und nach der Rekonstruktion fuhren diese höheren Offiziere und ihre Leutnants fort mit der Ausrottung derjenigen, die wir verachteten, die auf dem Land lebten, das wir haben wollten, und die nicht in unsere religiöse, wirtschaftliche und soziale Weltordnung passten.

Reden wir nicht über Hawaii, unsere Neuerrichtung des ehemaligen spanischen Imperiums und die blutigen Geheimnisse des von Amerika betriebenen Krieges, der unvermindert andauert seit der Gründung der Washingtoner Notenpresse, diesem wunderbaren Befreier des Staates und seiner vorzüglichen Eliten, der Notenbank. In diesem Gaunerbetrieb fließt viel zu viel Blut, als dass höfliche Menschen das ertragen könnten. Wir wollen das nicht wissen.

Heute jedoch sprechen wir über Mord. Kaltblütigen, rein zur Unterhaltung, bandenmäßig, auf der Jagd nach Trophäen begangenen, besoffen ausgelassenen Mord.

Und wie vorhersehbar – die Armee kann nicht erklären, wie das Fehlen einer strategischen oder auch nur klaren taktischen Mission in Afghanistan und Irak eine stehende sich ausdehnende Kloake geschaffen hat, in der die soldatische Ethik immer weiter entartet, bis unsere eigenen Leute nicht mehr oben von unten unterscheiden können. Die Armeespitze propagiert die afghanische „Demokratie“ und „Wahlen“ und beklagt die Tatsache, dass dieses Bisschen schlechter Nachrichten (neben den nicht berichteten befohlenen Morden an Afghanen, Pakistanern, Irakern und Jemeniten) irgendwie ablenkt von Washingtons im Großen und Ganzen erfolgreicher Okkupation.  

Die Armee sagt nur, bei diesen Soldaten habe es sich um ein paar faule Äpfel gehandelt. Nicht irgendwelche Halunken, sondern schlimme Schurken. Solche, die erwischt und zum Trocknen hinausgehängt werden.

In der übergeordneten Sicht der Dinge haben diese schurkischen Morde eine gute Seite. Nicht für die unglückseligen Hundesöhne, die als Zielobjekte dienten, natürlich. Und die Berichterstattung über derlei Gräueltaten in den Massenmedien wird wahrscheinlich nicht besser werden. Die alten Medien können nicht über das Dinner auf der Staatstafel hinaus sehen. Alarm, Schock und gedämpfter Aufregung folgen pflichtgemäß eine Abhandlung der faule-Äpfel-Theorie in diesem Zusammenhang und ein bequemes Begräbnis unter den beiden Säulen „Wir können hier nichts machen“ und „Es ging um die nationale Sicherheit.“ 

Kann jemand wirklich schwören – jemand, der ganz unbeteiligt ist – dass diese letzten afghanischen Opfer (und diejenigen der genehmigten Morde, ausgeführt von CIA, Verteidigungsministerium und Vertragsteams) – nicht irgendetwas zu tun hatten mit Terrorismus gegen die Vereinigten Staaten von Amerika? Ich selbst lehne von ganzem Herzen die kriminell wahnsinnige Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika ab und ich hasse unsere moderne Regierung mit ihrer uneingeschränkten, auf Banksters, Gauner und Profitemacher verteilten Macht. Ich würde zum Sturz eines derartigen Staates laut applaudieren. Ich betrachte mich selbst als spirituelle Schwester derjenigen, die die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ermordet hat, und ich bin wütend über meine Machtlosigkeit. Ich habe das angehende Herz eines Terroristen. Gottseidank gehöre ich zu einer viel größeren Gruppe von Amerikanern, jungen und alten, die im Großen und Ganzen ähnlich fühlen. Wenn wir zu einer Kraft werden, mit der gerechnet werden muss, wird der Staat verhandeln oder nachgeben.

Bis es soweit sein wird, betrachtet der Staat als Feind und potenziellen Terroristen jede Person, jede Idee und jedes Gefühl, das seine Rechtmäßigkeit herausfordert. Der Staat kann nicht gutmütig sein, weil er das Risiko möglichst minimal hält. Letztlich ist ein potenzieller Terrorist ein ebenso gutes Ziel wie ein ausgebildeter und erfahrener. Familien, geteilte Glaubensbekenntnisse, Bindungen und Gefühle unterscheiden sich in den Augen einer übermächtigen staatlichen Bürokratie wenig von einer ausgebildeten Terroristenzelle. Wenn also der Staat den Strohmann „terroristische Bedrohung“ ins Spiel bringt und uns sagt, dass der Soldat/die Mörder sich in diesem Moment bedroht und terrorisiert gefühlt haben (sogar durch eine so einfache Sache wie einen unbewaffneten afghanischen Mann, der allein auf einer Straße in seinem Wohnbezirk unterwegs war), dann kann der größte Teil der amerikanischen Öffentlichkeit nur dumm dreinschauen und grummeln. 

Auch die Afghanen und Iraker lernen eine Lektion – vielleicht eine Auffrischung derjenigen, die sie in früheren Zeiten des Kampfes gegen gewaltige, anscheinend unbesiegbare fremde Königreiche gelernt haben. Diese Lektion, ich trau mich´s zu sagen, schließt ein die Entwicklung des Widerstandes und die Umsetzung von Wut und Hass in bessere Möglichkeiten der Opposition, verbesserte Sabotagemethoden, verbesserte Fähigkeit, sich zu bewegen, zu töten, den Besatzer zu schwächen und zu terrorisieren.

Diese Nachrichtenmeldung über Mord und Einsammeln afghanischer Körperteile hinterlässt in den meisten Amerikanern, die sie sehen, leichte Beunruhigung über unsere offensive Politik auf der ganzen Welt, und vielleicht ein vages Gefühl von Angst vor dem, was wir erleben werden, wenn diese Soldaten nachhause kommen, um in unserer Nachbarschaft zu leben, als unsere Polizisten und Stadtinspektoren zu dienen, unsere Töchter zu heiraten und Väter unserer Enkelkinder zu werden.

Wir werden vergessen. Das alles geschah weit entfernt, und wir haben andere Probleme, lokale und nationale. Die Afghanen andererseits werden nicht vergessen. Sie sind uns weit voraus in Bezug auf Leiden durch die Hände der herrschenden Washingtoner Elite. Sie sind uns weit voraus in Bezug auf das Überleben und den Umgang mit einer brutalen militärischen und politischen Okkupation nicht für Demokratie oder Frauenrechte oder „die Kinder,“ sondern für die Aufrechterhaltung des militärisch-industriellen Komplexes der Vereinigten Staaten von Amerika und der Expansion und Stabilität der in den Vereinigten Staaten von Amerika zentrierten Dynamik von Waren und Währung, sowie als Rückhalt für kommende nationale Leistungsstörungen. 

Wir morden und führen Krieg für einen Mittleren Osten, der sicher ist für die weiteren Ziele von Israels wirtschaftlicher Expansion in die Region und die militärische Beherrschung der Region durch die Vereinigten Staaten von Amerika. Der Daily Bell führt aus: „[Afghanistan ist] ein regionaler Krieg, der Pakistan gegen Indien wie auch die Taliban gegen die bestehende afghanische Zentralregierung ausspielt. In Wirklichkeit will der Westen ganz eindeutig seine Kontrolle über den Mittleren Osten mit militärischer Gewalt ausweiten und festigen. Sogar der ins Haus stehende Krieg gegen den Iran, falls es dazu kommt, kann gesehen werden als eine Ausweitung dieser nicht erklärten aber offensichtlichen Politik.“ 

Die gute Seite ist, dass, obwohl diese Politik nicht erklärt ist, diese zunehmend offenkundig wird – gegenüber den beteiligten Parteien und dem Rest der Welt. Die verschuldeten, moralisch erschöpften und weltweit gering geschätzten Vereinigten Staaten von Amerika des 21. Jahrhunderts brauchen Freunde dringender denn je zuvor, um unser nationales Dilemma einigermaßen heil zu überstehen. Die gute Seite – durch das Flattern der mörderischen Flügel eine halbe Welt weit entfernt – ist, dass unsere eigene amerikanische Evolution in Richtung kleiner, unabhängiger, eigenständiger und friedlicher Republiken beschleunigt wird.  

 
     
  Erschienen am 21. September 2010 auf > LewRockwell.com > http://www.lewrockwell.com/kwiatkowski/kwiatkowski256.html  
  Frau Dr. Karen Kwiatkowski ist Oberstleutnant der USAF (Luftwaffe der Vereinigten Staaten von Amerika) im Ruhestand  
     
  Die Weiterverbreitung der Texte auf dieser Website ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen!  
  <<< Inhalt