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Warum sie uns hassen

[Ein] Überblick über die internen Aufzeichnungen der Armee und Untersuchungsakten, die Rolling Stone erhalten hat, einschließlich Dutzenden von Interviews mit Mitgliedern der Bravo Company, die von den Ermittlern des Militärs zusammengetragen wurden, weist darauf hin, dass das Dutzend Infanteriemänner, die als Mitglieder eines geheimen „Kill Teams“ („Tötungsteams“) dargestellt werden, in aller Offenheit agierten, in Sicht des Restes der Kompanie. Keineswegs geheim, wie es das Pentagon hinzustellen versuchte, waren die Morde an Zivilisten in der Einheit allgemein bekannt und wurden von „ziemlich dem ganzen Zug“ als illegal betrachtet, so ein Soldat, der sich darüber beschwerte. Inszenierte Tötungen waren ein allgemeines Gesprächsthema, und zumindest ein Soldat aus einem anderen Bataillon der 3.800 Mann starken Stryker-Brigade beteiligte sich an den Attacken auf unbewaffnete Zivilisten. „Der Zug hat einen Ruf,“ sagte der Whistleblower Justin Stoner dem Untersuchungskommando der Armee. „Sie hatten einen Haufen Übung im Inszenieren von Tötungen und im Nicht erwischt werden.“

Ungeachtet des provokanten Titels dieses Blogs hassen „sie“ „uns“ nicht wirklich. Ein großer Teil der muslimischen Welt betrachtet die amerikanische Kultur noch immer mit Sympathie. Wie Ivan Eland 2003 schrieb:

Wenn die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika tatsächlich herausfinden möchte, was die Menschen in islamischen Ländern wirklich über Amerika denken, wäre es viel billiger gewesen als eine Studie in Auftrag zu geben, John Zogby, einen bekannten Meinungsforscher und Mitglied der Studiengruppe, und weitere bekannte unabhängige Meinungsforscher nach den Resultaten ihrer zahlreichen Umfragen in diesen Ländern zu fragen. Diese Meinungsumfragen zeigen, dass die Menschen in diesen Ländern die amerikanische Kultur und die politischen und wirtschaftlichen Freiheiten mögen, aber die Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika gegenüber der islamischen Welt ablehnen.

Irgendwie waren viele in der Moslemwelt generell imstande, zwischen den amerikanischen Menschen und unserer Regierung zu unterscheiden, sind also viel wohlmeinender als viele Amerikaner hinsichtlich der Unterscheidung zwischen Fremden und deren Herrschern. Für die gewöhnlichen Opfer der Kriege der Vereinigten Staaten von Amerika geht es sehr einfach, entmenschlicht zu werden, sei es durch schurkische Soldaten oder durch eine abgestumpfte politische Kultur. Während die vorsätzliche Abschlachtung, wie sie im Bericht des Rolling Stone beschrieben wird, weitgehend als unmoralisch betrachtet wird, werden die meisten der unvermeidlichen Tötungen von Zehn- oder Hunderttausenden in den jeweiligen Kriegen Amerikas als „Kollateralschaden“ abgetan. 

Fremden sollte nicht übel genommen werden, wenn sie gegen „die Amerikaner“ einen viel größeren Groll hegen als sie das tatsächlich tun. Die meisten von uns scheinen sich nicht um die Gräueltaten zu kümmern, die in unserem Namen begangen werden. Schlimmer noch, viele von uns unterstützen aktiv Politiker und Militär, die diese Schrecken über andere Völker bringen. Stillschweigend feiern wir diese Metzeleien in Paraden für Veteranen. Wir „unterstützen unsere Truppen.“ Wir benennen Straßen und Gebäude nach Präsidenten, die den Leben von buchstäblich Millionen unschuldiger Menschen ein Ende bereitet haben. Im Namen der Einhaltung der Menschenrechte im Ausland nehmen wir die Hilfe eines Staates in Anspruch, der ohne Gerichtsverfahren einsperrt, für sich das Recht beansprucht, jedem auf Erden alles anzutun, und Hunderte oder Tausende von Gefangenen zu Tode gefoltert hat.  

Unter „wir“ meine ich natürlich das amerikanische Volk als Gesamtgruppe, was problematisch ist. Noch schlimmer ist allerdings, wenn man die Regierung als Ausdruck des Willens des Volkes betrachtet. Amerikanische Wähler kämpfen darum, welcher Soziopath die Kriegsmaschine lenken soll und verdammen andere Länder wegen nuklearer Ambitionen und Menschenrechtsverletzungen, während sie gemütlich inmitten der größten Gefängnispopulation der Welt und inmitten eines unübertroffenen Arsenals von von Natur aus aggressiven Waffen sitzen, einschließlich zehntausender Atombomben.

Wir reden ernsthaft darüber, was „wir” unternehmen sollen, um den Iran davon abzuhalten, eines Tages zu nuklearen Waffen zu kommen, gerade als wenn wir darin übereinstimmten, dass das Angelegenheit der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ist, gerade wo wir nicht aufstehen und fordern, dass unsere Regierung, die einzige, die jemals absichtlich Zivilisten mit Atombomben umgebracht hat, einseitig und bedingungslos abrüsten soll. Wir diskutieren endlos über die kleinsten Kleinigkeiten der heimischen Politik, während ein von beiden Parteien getragenes Imperium, finanziert mit unseren Steuerdollars und der Zentralbank Länder verwüstet, unschätzbare Kulturgüter vernichtet, absichtlich Menschen im Ausland zu Tausenden vergiftet, verhindert, dass Menschen Nahrung und Medizin bekommen, und terroristischen Tod vom Himmel wirft, vielleicht mehr als alle Regierungen in der Geschichte zusammen genommen. 

Dann gibt es diese Bodentruppen, die Körperteile abschneiden, hilflose Kinder schießen zur Unterhaltung, fröhlich spielen mit den Überresten von einigen der Millionen Todesopfer von Amerikas Nach-9/11-Mordorgie. Das Militär entschuldigt sich für die Fotos, aber nicht für den Krieg, der derlei Grausamkeiten unweigerlich nach sich zieht. Das ist die Fäulnis in der Seele des amerikanischen Imperiums. Wenn dessen Führer behaupten, dass ihre letzte Runde von Bombenangriffen darauf abzielt und effektiv bewirken wird, dass Menschenrechte gesichert werden, warum sollte ihnen dann auch nur ein einziger Mensch auf Erden glauben, der bei Verstand ist?     

 
     
  erschienen am 29. März 2011 auf > The INDEPENDENT INSTITUTE > Artikel  
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