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  Nützt die Gelegenheit, um den Unsinn mit Nordkorea zu beenden!

Eric S. Margolis  

 

Das muss man den Nordkoreanern lassen - sie wissen, wie man ein Begräbnis hinkriegt.

Ich blieb auf bis um zwei Uhr morgens und verfolgte das Mammutbegräbnis des "Lieben Führers" Kim Jong-il, live übertragen im Fernsehen aus Nordkoreas schauriger verschneiter Hauptstadt Pyongyang. Gigantische Flutwellen paradierender Soldaten ließen nostalgische Gedanken an den Kalten Krieg in den 1970ern aufkommen.

Was kommt als nächstes im einsiedlerischen Reich? Kim 3 - Kim Jong-un - hat erfolgreich den Übergang geschafft. Die 1,1 Millionen Mann starken Streitkräfte, die Partei und die Sicherheitsorgane bilden weiterhin die Macht hinter seiner Führung. 

Einen Machtkampf unter diesen Gruppen, der zum Zusammenbruch des nordkoreanischen Staates führen hätte können, hat es nicht gegeben, womit Südkoreas größte Angst vor einer "unerwarteten Wiedervereinigung" - einem menschlichen Tsunami aus Millionen hungernden Nordkoreanern, der den Süden überflutet, nicht zur Realität wurde.

Nordkorea wird hingestellt als gefährlicher Schurkenstaat, der die ganze Welt gefährdet. Das ist sicher die allgemeine Ansicht in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Jedenfalls bietet die Machtübernahme durch den "Höchsten Führer" Kom Jong-un Nordkoreas beunruhigten Nachbarn und den Vereinigten Staaten von Amerika eine Möglichkeit, viele der gefährlichen Spannungen auf der Halbinsel zu entschärfen und sogar eine Entwicklung einzuleiten, die den isolierten stalinistischen Staat gegenüber der Außenwelt öffnet.

Nordkoreas exzentrisches, gelegentlich gewalttätiges Verhalten ist getrieben von Paranoia, Angst vor einer Invasion und von durch Missernten verursachtem Hunger. Der Norden folgt dem Prinzip von "Juche" - totaler Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Pyongyang bezeichnet das prosperierende Südkorea regelmäßig als amerikanischen Vasallenstaat und dessen Führer als "Verräter." 

Sechs Jahrzehnte nach dem Koreakrieg befindet sich Nordkorea noch immer im Kriegszustand mit Südkorea und den Vereinigten Staaten von Amerika. Bei meinem vor kurzem erfolgten Besuch der demilitarisierten Zone (DMZ), die die beiden trennt, spürte ich die knisternden Spannungen, die jeden Augenblick in einen Krieg ausbrechen können. 

Die nordkoreanischen schweren Geschütze, die in der DMZ verankert sind, haben halb Seoul in ihrer Reichweite. Kim Jong-il und Vater Kim Il-sung drohten, Seoul in ein "Feuermeer" zu verwandeln. 

Die Vereinigten Staaten von Amerika ließen durchblicken, sie würden den Einsatz von taktischen Atomwaffen gegen Nordkorea im Kriegsfall in Betracht ziehen. Fast 30.000 Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika sind in Südkorea stationiert, weitere 70.000 könnten schnell mit Marine und Luftwaffe der Vereinigten Staaten von Amerika dorthin gebracht werden. 

Nordkorea fordert noch immer die Vereinigten Staaten von Amerika auf, einen Nichtangriffspakt abzuschließen, in dem Washington verspricht, den Norden nicht anzugreifen. Das bescheidene Atomprogramm des Nordens hat hauptsächlich den Zweck, einen Angriff der Vereinigten Staaten von Amerika durch die Drohung mit einem Gegenangriff gegen Südkorea, Japan und Okinawa abzuschrecken. 

Washington hat sich lang geweigert, einen solchen Pakt abzuschließen. Stattdessen hat es Nordkorea mit militärischen Kräften umzingelt und ein hartes Handelsembargo verhängt, das eine bedeutende Rolle dabei gespielt hat, den Norden in schlimmer Not zu halten. Die Vereinigten Staaten von Amerika behaupten, dass das nordkoreanische Regime auf einem brutalen ungerechtfertigten Despotismus beruht, mit dem sie nur mit größter Zurückhaltung und Abscheu verhandeln werden.

Die Vereinigten Staaten von Amerika unterstützen allerdings viele widerliche Diktaturen rund um den Erdball, zum Beispiel Usbekistan und Äthiopien. Wenn die Vereinigten Staaten von Amerika wirklich ein Ende des nordkoreanischen Atomprogramms erreichen wollen, besteht die Lösung darin, dass sie einen Nichtangriffspakt abschließen und die Handelssanktionen aufheben.

Sowohl die Vereinigten Staaten von Amerika als auch Südkorea sollten ihre provokanten Kriegsspiele an den Grenzen Nordkoreas einstellen. Derartige Drohgebärden führten zu den militärischen Zusammenstößen im vergangenen Jahr. 

Nordkorea wird sein Atomprogramm einstellen müssen, auf Drohungen gegen Nachbarn verzichten müssen, die auf finanzielle Erpressung hinauslaufen, die Größe seiner riesigen bewaffneten Kräfte reduzieren und diese aus der DMZ abziehen und Mittel für die Ernährung seiner Menschen bereitstellen müssen.

Die harte Rechte in den Vereinigten Staaten von Amerika wird versuchen, solche Schritte in Richtung Frieden zu blockieren. Amerikas Neokonservative (Faschisten) machen sich Sorgen, dass Nordkorea atomare und andere Waffen Feinden Israels zur Verfügung stellen wird und wollen, dass es zerschmettert wird. Die christlich-evangelikale harte Rechte Südkoreas will ihre Feindseligkeit gegen den Kommunismus nicht aufgeben.

Sogar unter diesen Umständen hat Kim Jong-un eine bedeutende Chance, 60 Jahre intensiver Spannungen zu entschärfen und auch mit dem Aufbau einer modernen Nation zu beginnen - mit der Hilfe Chinas. Er wird sich mit verschanzten Militär- und Parteilobbies herumschlagen und auch Peking versichern müssen, dass Nordkorea nicht in die Einflusssphäre der Vereinigten Staaten von Amerika fallen wird.

Südkorea erkämpfte sich seinen Weg aus schrecklicher Armut vor vier Jahrzehnten und schuf ein wirtschaftliches Wunder. Die gleich fleißigen und entschlossenen Nordkoreaner könnten heute das Gleiche schaffen, wenn sie nur eine halbe Chance bekämen.

     
  erschienen am 31. Dezember 2011 auf > www.ericmargolis.com > Artikel auf HUFFINGTON POST  
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