HOME     INHALT     INFO     LINKS     ARCHIV     KONTAKT
 
     
     
  Was ist ObamaCare?

Paul Craig Roberts

 

Aufgewachsen in der Nachkriegszeit (nach dem Zweiten Weltkrieg) dachte ich niemals, dass ich in der eigenartigen kafkaesken Welt leben würde, die heute existiert. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika kann jeden Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika umbringen, den sie für eine mögliche „Bedrohung“ der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika erachtet, oder sie kann den unglückseligen Bürger für den Rest seines oder ihres Lebens in ein Gefängnis sperren, ohne einem Gericht irgendwelche Beweise vorlegen zu müssen und ohne Verurteilung wegen eines Verbrechens, oder die „Bedrohung“ in einen ausländischen Marionettenstaat schicken und dort foltern lassen, bis die „Bedrohung“ ein Verbrechen gesteht, das nie geschehen ist, oder unter den Händen von „Freiheit und Demokratie“ zugrunde geht, während es auf seiner Unschuld beharrt. 

Es wurde nie geoffenbart, wie ein einziger Bürger oder eine Anzahl derselben möglicherweise eine Bedrohung für eine Regierung sein könnte, die über eine Trillion Dollars jährlich verfügt, die sie für Sicherheit und Waffen ausgibt, über die größte Marine und Luftwaffe der Welt, über mehr als 700 Militärstützpunkte auf der ganzen Welt, über eine große Anzahl von Atomwaffen, über 16 Geheimdienste und die Geheimdienste ihrer NATO-HiWis und den israelischen Geheimdienst.

Trotzdem werden Flugzeugpassagiere Pornoscannern und sexuellem Abgreifen ausgesetzt. Autos, die auf Interstate Highways fahren, müssen damit rechnen, angehalten zu werden, mit meilenlangen Staus, während Heimatlandsicherheit und Staatspolizei oder örtliche Polizei Durchsuchungen durchführen.

Ich war Zeuge einer derartigen unbefugten Durchsuchung am Ostersonntag. Die nach Süden führenden Fahrbahnen der I-185 nach Columbus, Georgia, waren blockiert, während die Lichter der schwarzen SUVs und Polizeifahrzeuge flackerten. Von „Sicherheitskräften,“ die sie bezahlen, wurden Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika behandelt, als wären sie „Terroristen“ oder „heimische Extremisten,“ eine weitere undefinierte Klasse von Amerikanern ohne verfassungsmäßigen Schutz.

Diese Vorgänge selbst sind bereits kafkaesk, aber sie sind es noch viel mehr, wenn man bedenkt, dass diese außerordentlichen Verstöße gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika vom Supreme Court (Höchstgericht) nicht aufgehoben werden. Offensichtlich fehlt den amerikanischen Bürgern ein Ort, wo sie ihre bürgerlichen Freiheiten verteidigen können.

Dennoch liegt ObamaCare beim Supreme Court der Vereinigten Staaten von Amerika. Die konservative Mehrheit kann jetzt den „Justizaktivismus“ nützen, den die Konservativen den Liberalen vorgeworfen haben. Scheinheiligkeit sollte uns nicht mehr länger überraschen. Der Kampf um ObamaCare ist jedenfalls keine fünf Cents wert.

Es ist ungewöhnlich, dass „Liberale,“ „Progressive,“ „Demokraten“ oder was immer sie sind, ein „Gesundheitsprogramm“ verteidigen, das öffentliches Geld verwendet, um damit private Versicherungskonzerne zu bezahlen und das die Kosten für die Gesundheitsversorgung in die Höhe treibt.

Für die gehirngewaschenen Amerikaner ist „ein einheitliches Finanzierungssystem nicht leistbar,“ weil es „sozialisierte Medizin“ bedeutet. Ungeachtet dieser Propaganda , die von vielen Amerikanern geglaubt wird, schaffen es die europäischen Länder, sich einheitlich finanzierte Gesundheitssysteme zu leisten. Gesundheitswesen ist für viele europäische Bevölkerungen weder mit Stress, noch mit Traumatisierung oder unfinanzierbaren Kosten verbunden. Unter den zivilisierten Ländern des Westens verfügt nur das reichste, nämlich die Vereinigten Staaten von Amerika, über kein allgemeines Gesundheitssystem.

Das amerikanische Gesundheitssystem ist von allen auf der Welt das teuerste. Der Grund für die außergewöhnlichen Kosten ist die Vielfalt von Mitwirkenden, die alle Profite machen müssen. Die privaten Ärzte müssen Profite machen. Die privaten Untersuchungszentren müssen Profite machen. Die privaten Fachärzte, die die Überweisungen von den praktischen Ärzten bekommen, müssen Profite machen. Die privaten Spitäler müssen Profite machen. Die privaten Versicherungsgesellschaften müssen Profite machen. Die Profite machen einen großen Teil der Kosten des Gesundheitswesens aus.

Zu diesen Profiten hinzu kommen die Kosten für Vorbeugung und Bekämpfung von Betrug. Weil private Versichrungsgesellschaften möglichst wenig zahlen wollen und Medicare nur einen kleinen Teil der Rechnungen bezahlt, berechnen die privaten Gesundheitsdienstleister so viel wie nur möglich, im Wissen, dass die Zahlungen weitestgehend abgespeckt werden. Ein Rechnungsfehler von auch nur $300 kann allerdings einen Gesundheitsdienstleister in die Pleite treiben wegen der Kosten, die eine Verteidigung gegen eine Anklage wegen Betrugs verursacht.

Der Vorteil eines einheitlichen Finanzsystems ist, dass es die Profite aus dem System herausnimmt. Niemand muss Profite machen. Wall Street kann nicht Versicherungsfirmen und privaten Gesundheitsdiensten damit drohen, sie würden übernommen, weil ihre Profite zu niedrig sind. Kein Gesundheitsdienstleister in einem einheitlichen Finanzierungssystem muss sich Sorgen machen, er könnte in einer von Wall Street organisierten Übernahme aus dem Spiel geworfen werden, weil er zu wenig Profit macht.

Weil ein einheitliches Finanzierungssystem die Profite ausschaltet, die die Kosten in die Höhe treiben, hassen Wall Street, Versicherungsgesellschaften und „wissenschaftliche Vertreter des freien Marktes“ ein „sozialisiertes“ System der medizinischen Versorgung. Sie wollen ein sozialisiertes „privates“ Gesundheitssystem haben, in dem öffentliche Gelder in private Versicherungsgesellschaften fließen. 

Um die Kosten so weit wie möglich in die Höhe zu treiben, entwarfen Konservative und die privaten Versicherungsfirmen ObamaCare. Der Gesetzesentwurf wurde verfasst von privaten Denkfabriken und den privaten Versicherungsgesellschaften. Was die „sozialistische“ ObamaCare-Gesetzesvorlage macht, ist Einkommensteuergelder, bezahlt von Bürgern, zu nehmen und diese Gelder zu benutzen, um die privaten Rechnungen für medizinische Behandlungen durch private Anbieter zu subventionieren, um „private“ medizinische Versorgung für jene Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika zur Verfügung zu stellen, die sie sich nicht leisten können. 

Die extrem hohen Kosten für ObamaCare haben mit „sozialistischer Medizin“ nichts zu tun. ObamaCare ist hochpreisige privatisierte Medizin, die den privaten Versicherungsgesellschaften Milliarden von Dollars an Profiten garantiert.

Es bleibt abzuwarten, ob ein derart lächerliches Gesundheitssystem, das es nirgendwo auf der Welt gibt außer in Romneys Massachussetts, medizinische Versorgung liefern wird oder nur private Profite.

     
  erschienen am 10. April 2012 auf > Paul Craig Roberts Website  
  Archiv > Artikel von Paul Craig Roberts auf antikrieg.com  
  Die Weiterverbreitung der Texte auf dieser Website ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen!  
  <<< Inhalt