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  Amerikas moralische Entartung 

Paul Craig Roberts

 

Am 31. Mai 2010 setzte die rechtsgerichtete israelische Regierung Soldaten ein, um in internationalen Gewässern illegal Hilfsschiffe der Gaza-Freiheits-Flotilla zu entern, welche von der Freiheit für Gaza-Bewegung und der Türkischen Stiftung für Menschenrechte und Freiheit und humanitäre Hilfe organisiert worden war. Die Israelis ermordeten kaltblütig acht türkische Bürger und einen Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika. Viele weitere wurden verwundet durch die Streitkräfte der „einzigen Demokratie im Mittleren Osten.“

Ungeachtet der Ermordung seines Staatsbürgers stellte sich Washington sofort auf die Seite der durchgeknallten israelischen Regierung. Die Türken reagierten anders. Der türkische Premierminister Erdogan kündigte an, dass die nächsten Hilfsschiffe unter dem Schutz der türkischen Marine fahren würden. Washington jedoch brachte seine Marionette unter Kontrolle und bezahlte sie, damit sie den Mund hielt. Es gab einmal Zeiten, in denen die Türken ein kämpferisches Volk waren. Heute sind sie Marionetten Washingtons.

Das haben wir in der letzten Woche gesehen. Die türkische Regierung erlaubt den von der CIA und Israel organisierten Islamisten von außerhalb Syriens, Syrien vom Staatsgebiet der Türkei aus anzugreifen. In einigen Fällen schlug eine Mörsergranate laut Medienberichten, wenn man das glaubt, jenseits der türkischen Grenze ein. Das türkische Militär hat das als Vorwand benutzt, um mit Artillerie nach Syrien zu schießen.

Menschen, die mit gutem Grund nicht länger den amerikanischen und westlichen Medien oder den Vereinigten Staaten von Amerika und und den westlichen Regierungen glauben denken, dass die Mörsergranaten von Agenten der Vereinigten Staaten von Amerika oder Israels oder von den von ihnen unterstützten „Rebellen“ abgefeuert wurden, um der Türkei einen Vorwand zu liefern, einen NATO-Krieg gegen Syrien zu beginnen. Eine von der UNO genehmigte NATO-Invasion oder Luftangriffe wie in Libyen wurden von den Russen und Chinesen blockiert. Wenn es jedoch zu einem Krieg zwischen Syrien und der Türkei kommt, muss die NATO ihrem Mitgliedsland Türkei zu Hilfe kommen.

Einmal mehr sehen wir, dass Moslems von westlichen Ländern leicht beherrscht und abgeschlachtet werden, weil die muslimischen Länder es nicht schaffen, sich gegenseitig zu unterstützen. Anstatt sich gegenseitig zu unterstützen, lassen sich muslimische Regierungen dafür bezahlen, dass sie die christlich/zionistischen Kräfte des westlichen Blocks unterstützen.

Washington weiß das, und das ist ein Grund, warum Washington mit seiner Durchsetzung der Weltherrschaft im muslimischen Mittleren Osten begann.

Im Westen spricht das Propagandaministerium weiterhin vom „syrischen Aufstand.“ Es gibt dort keinen Aufstand. Die Vereinigten Staaten von Amerika und Israel haben Islamisten, die die säkulare syrische Regierung stürzen wollen, mit Waffen ausgestattet und nach Syrien geschickt. Washington weiß, dass das Land in sich gegenseitig bekämpfende Fraktionen wie in Irak und Libyen zerfallen wird, wenn die syrische Regierung zerstört werden kann.

Amerikas europäische und japanische Marionettenstaaten sind natürlich in die Vorgangsweise Washingtons mit einbezogen. Von denen wird es keine Beschwerden geben. Aber warum schaut der Rest der Welt zu, wie Washington sich in die inneren Angelegenheiten von Ländern einmischt bis zum Punkt des Einmarsches, der Entsendung von Drohnen und Mordkommandos und der Ermordung großer Zahlen von Bürgern in sieben Ländern? 

Bedeutet dieses Stillschweigen, dass die Welt Washingtons Anspruch akzeptiert hat, dass es das unentbehrliche Land ist mit dem Recht, über die Welt zu herrschen?

Warum lassen zum Beispiel Russland und Venezuela zu, dass die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ihre politische Opposition finanziert?

Im amerikanischen Einparteienstaat gibt es keine politische Opposition. Aber stellen Sie sich vor, es gäbe eine. Würde Washington tolerieren, dass seine Opposition von Russland oder Venezuela finanziert wird? Offensichtlich nicht. Diejenigen, die mit fremdem Geld gegen Amerika arbeiten, würden verhaftet und eingesperrt, aber nicht in Venezuela oder Russland, wo anscheinend Hochverrat legal ist.

Am 8. Oktober besiegte Hugo Chaves seinen von Amerika finanzierten Gegner Henrique Capriles 54% zu 44%.

Das wäre ein erstaunlicher Vorsprung in einer Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten von Amerika. Wie auch immer, in seiner letzten Wiederwahl hatte Chavez einen Vorsprung von 27%. Offensichtlich hatten Washingtons Geld und die Propagandaaktivitäten der von den Vereinigten Staaten von Amerika finanzierten NichtRegierungsOrganisationen Erfolg bei der Beeinflussung der Venezolaner und bewirkten den Rückgang von Chavez’ Vorsprung auf 10%. Washingtons Einmischung ist eine massive Barriere für die Führung in anderen Ländern. Volle 44% der Menschen in Venezuela waren zu gehirngewaschen oder zu dumm, um für den Kandidaten ihres eigenen Landes zu stimmen und stimmten stattdessen für Wahingtons Kandidaten.

Es ist außergewöhnlich, dass 44% der Wähler Venezuelas dafür stimmten, ein amerikanischer Marionettenstaat zu werden wie die Türkei, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Irland, Portugal, Slowakei, die Tschechische Republik, Polen, die baltischen Staaten, Skandinavien, Kanada, Japan, Südkorea, Australien, Mexiko, Belgien, Taiwan, Kolumbien, Pakistan, Jemen. Vielleicht habe ich ein paar übersehen.

Washington muss seine Marionetten dafür bezahlen, dass sie Washington vertreten statt ihrer eigenen Völker.

In seiner Überheblichkeit vergisst Washington, dass seine Herrschaft gekauft ist und nicht beliebt. Washingtons Marionetten haben ihre Integrität und die ihrer Länder verkauft für schnöden Mammon. Wenn das Geld ausgeht, ist´s vorbei mit dem Weltreich.

Dann werden die Menschen Amerikas ebenso korrumpiert sein wie die ausländischen „Führer.” In seiner Besprechung von Die Vereinigten Staaten von Amerika und Folter, herausgegeben von Marjorie Cohn (New York University Press, 2011) schreibt Anthony Gregory in Independent Review vom Herbst 2012:

„In Reagans Amerika war ein beliebtes Thema in der Propaganda des Kalten Krieges, dass die Sowjets Menschen ohne Grund folterten und einsperrten, durch grausame Gewalt erfundene Geständnisse aus ihnen herausholten, und die Gefangenen in unsäglicher Weise behandelten, die hilflos waren gegen das volle herzlose Gewicht des kommunistischen Staates. Nicht anders als jedes andere Böse unterschied die Folter die Bösen, die Kommunisten, von den Guten, den Amerikanern und ihrer Regierung. Wie unvollkommen das System der Vereinigten Staaten von Amerika auch sein mochte, es hielt sich an zivilisierte Standards, die der Gegner ablehnte.“

2005, ein Jahr nach der Veröffentlichung der Folterfotos von Abu Ghraib zeigten Umfragen unter Amerikanern, dass 38% der Propaganda auf den Leim gegangen waren, dass Folter unter bestimmten Umständen gerechtfertigt sei. Nach weiteren vier Jahren der neokonservativen Befürwortung von Folter ergab eine 2009 von Associated Press berichtete Umfrage, dass 52% der Amerikaner Folter guthießen. 

Folter war offensichtlich ein Instrument der Politik der Vereinigten Staaten von Amerika im Kalten Krieg. Folter wurde lateinamerikanischen Militärs in der US School of Americas beigebracht, welche in Panama und in der Folge in Fort Benning, Georgia, betrieben wurde. Das war allerdings eine geheime Angelegenheit. Es dauerte bis zum neokonservativen Bush-Regime, bis Juristen des Justiz(!)ministeriums der Vereinigten Staaten von Amerika, Absolventen der besten Rechtsfakultäten, Rechtsgutachten erstellten, welche die Folter rechtfertigten ungeachtet der Gesetze der Vereinigten Staaten von Amerika und des Internationalen Rechts, welches Folter verbietet, und bis Präsident und Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika Folter offen zugaben und rechtfertigten. Einige der Verbrecher, die diese Rechtsgutachten erstellten, unterrichten jetzt in angesehenen Rechtsfakultäten. Einer wurde in den Bundesgerichtshof bestellt und sitzt dort als Richter, der andere für ihre Vergehen verurteilt.

Wir können mit Anthony Gregory zum Schluss kommen, dass nicht nur politische Regimes im Ausland von Washingtons Bösartigkeit korrumpiert werden, sondern auch die Amerikaner selbst. „Nichts demonstriert besser die moralische Entartung der amerikanischen politischen Kultur als der Folterstaat Vereinigte Staaten von Amerika.“

Washington maskiert sich noch immer mit dem weißen Hut, und der größte Teil des Restes der Welt wird bezahlt, damit er bei der Maskerade mitmacht.

     
  erschienen am 10. Oktober 2012 auf > Paul Craig Roberts Website  
  Archiv > Artikel von Paul Craig Roberts auf antikrieg.com  
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