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  Der NATO-Generalsekretär als Russlandhasser

Robert Wenzel

 

Gestern besuchte ich hier in San Francisco einen Vortrag von NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, gesponsert von The World Affairs Council und The Commonwealth Club.  

Ich habe noch nie zuvor Äußerungen gehört wie die von Rasmussen, dem ehemaligen Premierminister Dänemarks.

In nahezu perfektem Englisch forderte er eine ausgeweitete Funktion für die NATO so ziemlich über die ganze Welt. Er sagte, dass es einen „Krisenbogen“ um die Welt gibt, von Nord- und Zentralafrika bis nach Irak und Syrien. Von den Baltenstaaten zum Schwarzen Meer und zur koreanischen Halbinsel. 

Er stellte fest, dass die Antwort auf diese globale Krise darin besteht, dass die NATO mehr Schiffe, Flugzeuge und Bodentruppen benötigt. Er forderte alle NATO-Länder auf, die Verteidigungsausgaben auf 2% ihrer Bruttoinlandsprodukte aufzustocken und sagte, dass die einzigen NATO-Länder, die zur Zeit mehr ausgeben, die Vereinigten Staaten von Amerika, das Vereinigte Königreich, Griechenland und Estland sind. Er rechtfertigte die Expansion der NATO, die als nordatlantische Allianz gebildet worden war, um Aktivitäten im pazifischen Raum, indem er darauf hinwies, dass das NATO-Mitglied Vereinigte Staaten von Amerika eine pazifische Küste hat und dass andere NATO-Mitglieder Territorien im Pazifik besitzen.

Er erwähnte nicht namentlich, gegen wen die NATO sich im Pazifik verteidigen würde, aber das war leicht herauszufinden, da Rasmussen die NATO-Allierten im Pazifik bekannt gab als Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland. Nach Ansicht Rasmussens ist China offensichtlich ein Problem.

In einer Fragestunde, die von Thomas F. Stephenson, einem Partner von Sequoia Capital, moderiert wurde, fragte Stephenson Rasmussen, ob er eine Rolle für die NATO im Kampf gegen den Klimawechsel sieht.

Keine Gelegenheit verpassend, die Expansion der NATO zu fordern, sagte Rasmussen, dass eine globale Erwärmung neue Schiffsrouten in der Arktis eröffnen würde, wo sich riesige natürliche Ressourcen befinden, und dass das zu Spannungen führen könnte, weswegen dieser Bereich von der NATO geschützt werden sollte, weil, ja richtig, NATO-Mitglieder über Territorien in diesem Bereich verfügen.

Er sagte, dass die derzeitigen Unruhen im Irak eine Lektion über der frühen Abzug von NATO-Ausbildungskräften sein sollten, die man beherzigen müsse, eine Lektion, die Anwendung finden sollte beim Abzug aus Afghanistan.

Seine schärfsten Bemerkungen behielt er sich für Russland vor. Er sagte, dass Russland das Regelbuch zerrissen hat. Er sagte, dass Putin in der Ukraine nicht zurückweichen wird und dass die Krise der Ukraine „lange dauern wird“ und dass sie über die Ukraine hinaus reicht. Er sagte, dass Putin sich danach sehnt, wieder größeren Einfluss über Gebiete zu bekommen, die einst Teil der Sowjetunion waren. Er sagte, dass Putin eine neue Art von Hybridkrieg führt, welcher eine Kombination ist aus militärischen Mitteln und geheimen Operationen. 

Kein einziges Mal erwähnte Rasmussen die Enthüllungen, dass Regierungsvertreter der Vereinigten Staaten von Amerika an der Durchführung des Staatsstreichs beteiligt waren, der den demokratisch gewählten Präsidenten der Ukraine gestürzt hat. In Rasmussens Sichtweise liegt alles am bösen Russland, immer. Er sagte tatsächlich, dass der Westen Russland nicht bedroht. Aber dann forderte er eine sichtbarere Präsenz der NATO in Osteuropa.

Er forderte auch, dass die NATO bei ihrem bevorstehenden Gipfel in Wales den “Bereitschaftsplan” annehmen muss, welcher Investitionen in Infrastruktur, Ausrüstung und Nachschub für rasche Gegenschläge vorsehen würde, „im Licht des russischen Verhaltens.“ 

Für den Fall, dass jemandem entgangen sein sollte, dass er ein totales Werkzeug des Imperiums der Vereinigten Staaten von Amerika ist, stellte er einmal fest, dass „die Welt die starke Führung der Vereinigten Staaten von Amerika braucht.” Das wurde unterstrichen vom Moderator Stephenson, welcher sagte, dass „es der freien Welt nicht sehr gut geht ohne starke Führung durch die Vereinigten Staaten von Amerika.“

Seltsamerweise erwähnte Stephenson Henry Kissinger während eines Teils von Rasmussens Attacke gegen Russland. Er sagte, er habe Kissinger vor kurzem getroffen und dass Kissinger gewarnt hat, dass es gefährlich sei, Sanktionen gegen Russland zu verhängen und das Land zu schwächen. Nebenbei bemerkt ist das eine interessante Bemerkung Kissingers. Ich habe ihn bei mehreren Gelegenheiten gehört, bei denen er Mäßigung bei Sanktionen gegen Russland forderte. Ich vermute, dass er möglicherweise auf der Lohnliste eines engen Partners Russlands, vielleicht der von Marc Rich geschaffenen Handelsfirma Glencore zu finden ist, welche umfangreiche Interessen in Russland verfolgt. Als Rich als Flüchtling in der Schweiz lebte, sagten mir Leute, die mit Richs Aktivitäten vertraut waren, dass er damals Kissinger auf der Lohnliste stehen hatte.

Stephenson nützte auch die Gelegenheit, um den früheren russischen Präsidenten Dimitry Medwedew ins Spiel zu bringen und sagte, er habe Medwedew als Mitglied einer privaten Gruppe getroffen, als dieser 2010 Silicon Valley besuchte. Anders gesagt, die Spießgesellen des Imperiums versuchen weiterhin, globalen Einfluss auszuüben.

 
     
  erschienen am 10. Juli 2014 auf > Economic Policy Journal > Artikel  
  Robert Wenzel ist Redakteur und Herausgeber von EconomicPolicyJournal.com und Verfasser von "The Fed Flunks: My Speech at the New York Federal Reserve Bank” ("Die Notenbank fällt durch: meine Rede vor der New Yorker Notenbank")  
 
Sehen Sie dazu im Archiv:
  Lawrence Wilkerson - Seit jeher Ziel des Imperiums: Reichtum und Macht
  John V. Walsh - Warum sind Russland und China (und der Iran) vorrangige Feinde der herrschenden Elite der Vereinigten Staaten von Amerika?
  Robert C. Koehler - Seelenmord
  Hugh Gusterson - Imperium der Militärbasen
  Sean Gervasi - Warum ist die NATO in Jugoslawien?
 
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