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  Die Houthis des Jemen sind keine Stellvertreter des Iran

Die Wurzeln der schiitischen Miliz liegen in der Inlandspolitik

Jason Ditz 

 

Nachdem es letzte Woche seinen Krieg gegen die Houthis im Jemen erklärt hat, hat Saudiarabien den Konflikt als eine Art großzügiger Intervention präsentiert, die auf die Entfernung eines iranischen Stellvertreters aus der Macht zugunsten des international anerkannten, wenn nicht rechtmäßig gewählten Präsidenten Hadi gerichtet ist.

Die Geschichte der Houthis zeigt jedoch, dass ihre Ursprünge weit entfernt von einer Intervention des Iran zur Gänze in der innenpolitischen Situation gelegen waren, als Gegenreaktion auf die politische Korruption, die das Land seit Jahrzehnten gekennzeichnet hat. WikiLeaks-Dokumente aus dem Außenministerium bestätigen diese Geschichte.

Die Ursprünge der Houthi-Bewegung liegen in den Parlamentswahlen 1993. Die Partei GPC des Langzeitdiktators Ali Abdullah Saleh erreichte eine Mehrheit, aber im Versuch, eine geschwächte Opposition zu gewährleisten, handelte Saleh eine Vereinbarung mit Hussein al-Houthi aus, einem mächtigen Mitglied der oppositionellen al-Haq-Partei. Houthi sollte sich selbst von Haq distanzieren und GPC unterstützen im Gegenzug für Unterstützung seitens der herrschenden Partei.

Houthi tat, wie ihm gesagt wurde, und wurde in der Wahl 1997 hereingelegt, als Salehs Büro gegen ihn eine Kampagne führte, die ihn seinen Sitz im Parlament kostete. Daraufhin beschloss Hussein, ins Ausland zu gehen, um sein Doktorat abzuschließen. 

Er kehrte 2001 zurück und wurde schnell zu einem einflussreichen religiösen Führer, der darauf hinarbeitete, die verschiedenen unabhängigen Kleriker des Zaidi-Schiitentums unter einer gemeinsamen Fahne zu vereinigen. Nachdem ihm das gelungen war, begann er Saleh öffentlich als Marionette der Vereinigten Staaten von Amerika zu verdammen, während er den Einmarsch der Vereinigten Staaten von Amerika in den Irak scharf verurteilte.

2004 ging das jemenitische Militär gegen Houthi und seine Anhänger vor, und Hussein wurde am 10. September 2004 getötet, was zu einem vorläufigen Ende der Feinseligkeiten führte.

Husseins Vater Badr al-Din Houthi begann 2005 einen Aufstand, und sein Bruder Abdul Malik Houthi begann einen noch größeren im Jahr 2007. Ihre Forderungen beinhalteten gleiche Behandlung für ihr Heimatgebiet rund um Sadaa, welches in Bezug auf Investitionen in die Infrastruktur immer benachteiligt worden war.

Um 2009 stand die Region voll im Krieg und Saleh schwor, die öffentlichen Schulen und alle anderen grundlegenden Sozialausgaben einzustellen und Waffen zu kaufen, um damit die Houthis auszulöschen.

Saleh beschuldigte die Houthis oft, iranische Stellvertreter zu sein, obwohl das Außenministerium der Vereinigten Staaten von Amerika bestätigte, dass das nicht der Fall war, und in der Tat die Houthis sich fast ausschließlich auf dem Schwarzmarkt bewaffneten und Waffen vom jemenitischen Militär selbst kauften.

Da ihre Interessen weitgehend regional (und oft gar nicht landesweit) waren und die Religion mit ihrer Ideologie höchstens am Rande zu tun hatte, machten die Houthis für den Iran niemals Sinn als Verbündete. Die Zaidi-Richtung des schiitischen Islam hat keine besondere Nähe zur Version des Iran, und Hussein Houthis Opposition gegen den Irakkrieg, der dem Iran sehr genützt hat, zeigt auf, wie große Unterschiede zwischen den beiden bestehen.

Die Houthis wurden 2009 weitgehend besiegt, begannen sich aber 2011 im Lauf des Arabischen Frühlings wieder zu behaupten. Vorübergehend beruhigte sich diese Situation infolge des Sturzes von Saleh 2012 und seine Ablösung durch General Hadi in einer „Wahl“ mit einem einzigen Kandidaten.

Hadi machte weiter mit Versuchen, die Houthis zu schwächen, indem er sunnitische islamistische Gruppen in die Region Sadaa verpflanzte, was 2014 zu einem weiteren Krieg führte. Diesesmal gewann die Houthis auf Anhieb und rückten gegen die Hauptstadt Sanaa vor. Auch hier waren sie siegreich.

Die Übernahme der Hauptstadt bereitete die Bühne für eine Reihe von Kämpfen mit Hadi, und die Houthis drängten heftig auf Verfassungsreform und freie Wahlen, was dazu führte, dass Hadi im Januar 2015 zurücktrat.

Sein Rücktritt dauerte ein paar Wochen, dann erklärte Hadi sich selbst für wieder eingesetzt, ging nach Aden und schwor, das Land zu übernehmen. Als die Houthis ihn wieder verjagten, floh Hadi nach Saudiarabien und stellte sich gut mit dessen militärischer Intervention, um seine Herrschaft sicherzustellen.

Nie gab es ernsthafte Beweise für eine iranische Beteiligung, und die neuen Behauptungen, dass Saleh-Anhänger an der Seite der Houthis kämpfen, sind in der Tat sehr merkwürdig, bedenkt man ihre Geschichte von bitteren Auseinandersetzungen.

Sollte der Iran sich am Houthi-saudischen Krieg je beteiligen, dann aufgrund seiner regionalen Rivalität mit den Saudis, da beide Seiten scharf darauf sind, sich gegenseitig eins auszuwischen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Bis zum heutigen Tag bleiben die Houthis jedenfalls dabei, dass sie keine Verbindungen zum Iran haben, und dass sie beabsichtigen, das Land aus eigenen Kräften zu verteidigen.

 
     
  erschienen am 31. März 2015 auf > Antiwar.com > Artikel  
 
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