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  Krieg und Schulden sind die Ursache für unsere kaputten Eisenbahnen

Eric Margolis

 

NEW YORK CITY - Amerika fällt auseinander. Jeder, der in diesem großen Land reist, weiß das.

Diese große Stadt zerbröckelt. Ich habe Angst, die Unterwassertunnels nach Long Island oder nach New Jersey zu benützen. Unser lokaler Flughafen LaGuardia könnte in Zimbabwe stehen.

Die amerikanische Gesellschaft der Ziviltechniker warnt, dass zerbröckelnde Straßen, rostende Brücken, verfallende Eisenbahnanlagen und Transitsysteme dem Land jährliche Kosten in der Höhe von $129Milliarden verursachen, dass durch zerfallende Infrastruktur $97Milliarden im Jahr dazukommen, und dass dadurch entstandene Reiseverzögerungen sich auf jährlich $28Milliarden belaufen.

Ich komme heute auf dieses skandalöse Thema, weil die Schweiz, ein kleines Land mit nur 8,2 Millionen Einwohnern, gerade den bemerkenswerten Gotthard-Basistunnel eröffnet hat, den längsten und tiefsten Eisenbahn- und Straßentunnel der Welt, der durch die höchsten Berge der Alpen gebohrt worden ist.

Ich war 1996 in der Schweiz, als mit dem 151,8 km langen (einschließlich der Nebenstollen) Tunnelprojekt begonnen wurde, und ich verfolgte dessen großartige Eröffnung diese Woche im Fernsehen. Das Projekt wurde ein Jahr früher als projektiert fertiggestellt und kostete $10,1Milliarden. Die Schweizer sind so gut beim Aufpassen auf ihre Franken wie beim Bohren durch Berge aus Granit. Gestein im Ausmaß von fünf Gizeh-Pyramiden wurde aus dem Berg geholt.

Der neue Gotthard-Tunnel (es gibt zwei ältere, engere) reduziert die Fahrzeit von Zürich nach Milano um fast eine Stunde. Noch wichtiger ist, dass er die schreckliche Überlastung und Verschmutzung der engen Alpentäler durch Autos und schwere Lastautos reduzieren wird. Er schafft eine direkte Eisenbahnverbindung von Rotterdam im Norden nach Genua am Mittelmeer. Eines Tages in naher Zukunft wird Chinas schnell expandierendes Netzwerk von Hochgeschwindigkeitsbahnen, bekannt als „die neue Seidenstraße“ mit dem alpinen Netzwerk verbunden sein.

Jeden Tag werden 250 Züge unter den Alpen durchflitzen. Hoch über dem neuen Tunnel befinden sich eine Reihe von Schweizer Festungen aus dem 20. Jahrhundert, deren Kanonen und Maschinengewehre die Straße über den strategisch wichtigen Pass bewachen. Ich habe die größte in Goschenen gesehen, deren 155mm-Kanone weit nach Italien reichen kann. Heute scheinen die Schweizer mehr Handel den alten Formen der Sicherheit gegenüber den Vorzug zu geben.

Verglichen mit den ausgezeichneten Straßen, schönen Brücken oder Viadukten, pünktlich auf die Sekunde verkehrenden Eisenbahnzügen der Schweiz sehen die Vereinigten Staaten von Amerika aus wie – und sind vielleicht auch – ein Land der Dritten Welt. Schweizer, französische und deutsche Eisenbahnen fahren 230-300 km in der Stunde und bieten schnelles, sauberes, sicheres, zivilisiertes Reisen (zumindest wenn Frankreichs Eisenbahner nicht gerade streiken). Mit einem französischen TGV-Express fuhr ich neulich von Lorraine an der deutschen Grenze direkt zum Flughafen Charles DeGaulle in etwa einer Stunde – das braucht man, um von Manhattan mit dem Taxi zum New Yorker Kennedy Airport zu gelangen.

Amerikas gewaltiges Autobahnsystem wurde in der goldenen Ära des Präsidenten Dwight D. Eisenhower errichtet. Heute ist Amerikas Infrastruktur rückständig, primitiv, und demütigend für das selbsternannte „größte Land der Erde.“

Warum ist das so? Weil die Amerikaner und ihre Regierung in Washington sich für Imperialismus entschieden haben, statt sich um ihre Heimat zu kümmern.

Während die Vereinigten Staaten von Amerika zerbröseln, verschleudern sie Milliarden um Milliarden für militärische Pleiteunternehmen im Ausland. Der närrische Krieg gegen Afghanistan wird demnächst die Kosten von $1Billion übersteigen. Der Krieg gegen den Irak ist auf dem Weg zu einer zweiten Billion. Washington führt kleinere Kriege in Ostafrika, Jemen, jetzt Westafrika, Pakistan und im Mittleren Osten, während es sich auf mögliche Konflikte mit Russland und China vorbereitet.

Kleine, schwache muslimische Länder zu überfallen mag glamourös und karrierefördernd sein – und sicher das Ziel der neokonservativen Fünften Kolonne. Abwasserkanäle, Dämme und Brücken zu sanieren ist es nicht – und bringt Waffenproduzenten keine Milliarden.

Die Geschichte ist voll von Reichen, die ihre eigene Infrastruktur und das soziale Wohlergehen zugunsten militärischen Ruhms im Ausland vernachlässigten. Sie alle befinden sich auf dem Müllhaufen der Geschichte. Amerika ist auf diesem Weg, süchtig nach Schulden und Krieg. Wir geben fast eine Billion Dollar im Jahr für das Militär und für die Atomwaffen aus. Dieser Betrag wird nicht für „Verteidigung,“ sondern für Angriffe rund um die Erde ausgegeben.

Natürlich fehlen uns die Mittel, um die veralteten Trinkwasserleitungen und Abflusskanäle von New York aus dem 19. Jahrhundert zu ersetzen, oder unsere dringend benötigten neuen Brücken über den Hudson und East River. Das deshalb, weil diese Mittel in die Bombardierung von afghanischen Stammesleuten und irakischen Rebellen und in die Abstützung übler Regime wie die von Usbekistan, Uganda, Aserbaidschan, Saudiarabien und Ägypten gehen.

Die Schweizer verwenden keinen Rappen für dumme Kriege im Ausland. Das ist der Grund dafür, dass ihr schönes Land so effizient funktioniert wie eine Schweizer Uhr.

 
     
  erschienen am 4. Juni 2016 auf > www.ericmargolis.com  
  Archiv > Artikel von Eric Margolis auf antikrieg.com  
 
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