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  Die Türkei hat Russlands Hoffnung auf Kooperation mit dem Westen zerstört

Paul Craig Roberts

 

Der unprovozierte Abschuss eines russischen Militärflugzeugs über Syrien lässt interessante Fragen aufkommen. Es scheint unwahrscheinlich, dass die türkische Regierung eine kriegerische Handlung gegen einen viel mächtigeren Nachbarn setzt, ohne dass Washington den Angriff genehmigt hat. Die Regierung der Türkei ist nicht sehr kompetent, aber sogar die Inkompetenten sind nicht so dumm, dass sie sich in eine Lage bringen, in der sie allein Russland gegenüberstehen.

Wenn der Angriff mit Washington abgesprochen war, wurde Obama von den Neokonservativen übergangen, die seine Regierung kontrollieren, oder hat Obama selbst dabei mitgemacht? Eindeutig sind die Neokonservativen beunruhigt durch den Aufruf des französischen Präsidenten zur Einheit mit Russland gegen ISIS und hätten leicht ihre Verbindungen mit der Türkei benutzen können, um ein Ereignis zu inszenieren, das Washington benutzen kann, um eine Zusammenarbeit mit Russland zu verhindern. 

Sicher ist von Washingtons Komplizenschaft auszugehen, aber es ist nicht völlig von der Hand zu weisen, dass die gut platzierten Türken, die ISIS das Erdöl abkaufen, Rache an Russland nahmen, das ihre Tankwagen und ihr profitables Geschäft zerstörte. Aber wenn der Angriff in einem privaten oder halbprivaten Interesse in Beziehungen zwischen Gangstern und Militär begründet wäre, würde der Präsident der Türkei dann den Abschuss aufgrund dermaßen falscher Gründe als „nationale Verteidigung“ verteidigt haben? Niemand kann glauben, dass ein russischer Kampfjet eine Gefahr für die Sicherheit der Türkei darstellt.

Erwarten Sie nicht, dass die Medienhuren sich mit derlei Fragen beschäftigen. Die Medienhuren wie etwa die Moskaukorrespondentin der BBC Sarah Rainsford stellen die Angelegenheit so hin, dass der Verlust des russischen Flugzeugs und davor des Passagierflugzeugs beweist, dass Putins Politik der Luftschläge gegen ISIS zurückgeschlagen hat und dass die Russen nicht sicherer sind.

Auch die Reaktionen auf den Abschuss sind interessant. Wie ich Obamas Pressekonferenz entnehmen konnte, schließt Obamas Definition von „gemäßigte syrische Rebellen“ alle die extremistischen jihadistischen Gruppen wie al Nusra und ISIS ein, die im Fokus der russischen Angriffe stehen. Nur Assad ist ein Extremist. In Anlehnung an die Linie der Neokonservativen sagt Obama, dass Assad zu viel Blut an seinen Händen hat, um Präsident von Syrien bleiben zu dürfen.

Obama geht nicht näher auf das “Blut an Assads Händen” ein, aber wir können das tun. Das Blut ist das Blut der Kräfte des ISIS, die gegen die syrische Armee kämpfen. Obama spricht nicht vom Blut an den Händen des ISIS, aber sogar die Medienhuren haben uns die Horrorgeschichten in Zusammenhang mit dem Blut an den Händen von ISIS berichtet, mit denen Obama uns verbündet hat.

Und was ist mit den Blut an Obamas Händen? Hier sprechen wir über eine sehr große Menge Blut: das Blut ganzer Länder – Libyen, Afghanistan, Jemen, Syrien, und das Blut, das Obamas Hampelregierung in Kiev unter den ethnisch russischen Bewohnern der Ukraine vergossen hat, nicht zu vergessen auch das palästinensische Blut, das Israel mit von den Vereinigten Staaten von Amerika gelieferten Waffen vergossen hat.

Wenn das Blut an Assads Händen Assad für sein Amt ungeeignet macht, disqualifiziert die viel größere Blutmenge an Obamas Händen Obama. Und Cameron. Und Hollande. Und Merkel. Und Netanyahu. 

Im gesamten Verlauf der von Washington orchestrierten Konflikte im Mittleren Osten, in Afrika, in der Ukraine hat die russische Regierung vernünftig gesprochen und auf diplomatische Weise auf die vielen Provokationen reagiert. Die russische Regierung verließ sich auf europäische Regierungen, weil sie realisierte, dass Europa von den von Washington erzeugten Konflikten nichts hatte und sich von einer Politik abwandte, die gegen seine Interessen ist. Aber Europa stellte sich als eine Sammlung von amerikanischen Vasallen heraus und nicht von unabhängigen Ländern, die imstande sind, eine unabhängige Außenpolitik zu machen. 

In ihrer Kampagne gegen ISIS in Syrien verließ sich die russische Regierung auf die Vereinbarung, die sie mit NATO-Ländern getroffen hatte, um Zusammenstöße in der Luft zu vermeiden. Jetzt hat die Türkei gegen diese Vereinbarung verstoßen.

Es würde mich überraschen, wenn die russische Regierung noch länger Vertrauen in die Worte des Westens und Hoffnung in Diplomatie mit dem Westen setzt. Jetzt werden die russische Regierung und das russische Volk wohl gelernt haben, dass die Wolfowitz-Doktrin meint, was sie sagt, und dass sie gegenüber Russland in Geltung ist. 

Vom Angriff der Ukraine auf die Stromversorgung der Krim und von dem Stromausfall auf der Krim hat die russische Regierung auch gelernt, dass Washingtons Hampelregierung in Kiev auf weitere Konflikte mit Russland aus ist.

Washington hat von Beginn an klar gemacht, dass Washingtons Schwerpunkt darauf liegt, Assad zu stürzen und nicht ISIS. Ungeachtet der angeblichen Attacke gegen Frankreich durch ISIS sagte der Pressesprecher des Außenministeriums der Vereinigten Staaten von Amerika Admiral John Kirby, dass Russland kein Mitglied der Koalition gegen ISIS sein kann, solange Russland nicht aufhört, Assad zu unterstützen.

Wenn sich aus dem Abschuss des russischen Militärflugzeugs ein Hoffnungsschimmer ergibt, dann der, dass dieser Vorfall wahrscheinlich die russische Regierung davon abgehalten hat, eine Koalition einzugehen, in der Russland die Kontrolle über seinen Krieg gegen ISIS verloren hätte und die Niederlage der Entfernung Assads hinnehmen hätte müssen. 

Auf jeder Stufe der bisherigen Entwicklung hatte die russische Regierung gute Karten, die sie nicht ausspielte, da sie sich stattdessen auf Diplomatie verließ. Diplomatie hat sich als eine Sackgasse erwiesen. Wenn Russland nicht beim wirklichen Spiel mitspielt und beginnt, seine starken Karten zu spielen, wird Russland besiegt werden.

 
     
  erschienen am 24. November 2015 auf Paul Craig Roberts Website  
  Archiv > Bücher und Artikel von Paul Craig Roberts auf antikrieg.com  
 
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Gwynne Dyer - Die Leiden des jungen Kriegsverbrechers
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