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  Letztes Gefecht für ISIS?

Eric Margolis

 

Als ein ehemaliger Soldat und als Kriegskorrespondent, der über 14 Konflikte berichtet hat, sehe ich den ganzen Medientamtam über die Einengung der Belagerung von Mosul im Irak und schüttle meinen Kopf. Diese vom Westen organisierte „Befreiung“ Mosuls ist eines der größeren militärischen Theater, die ich je gesehen habe.

Der Islamische Staat (IS), der Verteidiger von Mosul, ist ein Papiertiger, der von den westlichen Medien über jedes Maß hinaus aufgeblasen worden ist. Wie ich seit Jahren sage, ist IS ein bewaffnetet Haufen, bestehend aus bis zu 20 Querulanten, religiösen Fanatikern und modernen Anarchisten. An der Spitze steht ein Kader von ehemaligen Offizieren der irakischen Armee mit militärischer Erfahrung.

Diese ehemaligen Offiziere Saddam Husseins sind dazu entschlossen, die Zerstörung ihres Landes durch die Vereinigten Staaten von Amerika und den Lynchmord an ihrem Anführer zu rächen. Aber die Mannschaft des IS verfügt über keine militärische Ausbildung, wenig Disziplin, schwache Kommunikationsnetze und eine dilettantische Logistik.

In der Tat ist der heutige Islamische Staat das, was das ottomanische Reich als „Bashi-Bazouks“ zu bezeichnen pflegte, eine Anhäufung von irregulären Halsabschneidern und Gaunern, geschickt, um Gegner mit Folter, Vergewaltigung, Plünderung und Brandstiftung zu bestrafen und zu terrorisieren.

Was mich erstaunt hat an diesem Schwindelkrieg des Westens gegen ISIS ist dessen gemächliche Natur, der Mangel an Schwung und die Zögerlichkeit. Nach meiner Ansicht wurde ISIS in erster Linie von den Vereinigten Staaten von Amerika und deren Alliierten als Waffe geschaffen, die gegen die Regierung Syriens eingesetzt werden sollte – nicht anders als die afghanischen Mujahidin von den Vereinigten Staaten von Amerika und den Saudis benützt wurden, um die von den Sowjets unterstützte afghanische Regierung zu stürzen. Israel hat dieselbe Taktik versucht, indem es half, Hamas in Palästina und Hezbullah im Libanon zu schaffen. Beide wurden gefördert, um die PLO zu spalten.

ISIS ist eine ad hoc entstandene Bewegung, die den Westen und die Saudis für das ungeheure Blutbad bestrafen will, das diese über die arabische Welt gebracht haben.

Westliche und kurdische Hilfskräfte lagen über ein Jahr lang etwa 1,5 Stunden Fahrzeit entfernt von Mosul und der IS-Stadt Raqqa. Inzwischen haben westliche – hauptsächlich amerikanische – Kriegsflugzeuge behutsam rund um diese Ziele herum bombardiert, möglicherweise in dem Bemühen, abziehende ISIS-Leute dazu zu bringen, sich den von den Vereinigten Staaten von Amerika angeführten Kräften im Kampf gegen die Regierung in Damaskus anzuschließen. 

Beachten Sie, dass ISIS anscheinend noch nie Israel attackiert hat, obwohl er eine wichtige Rolle bei der Verwüstung Syriens spielt. Einige Berichte sagen, dass Israel logistische und medizinische Unterstützung für den IS bereitstellt.

Die Belagerung Mosuls wird von Medien des Westens als ein heroisches zweites Stalingrad hochgespielt. Lassen Sie sich nicht zum Narren halten. IS verfügt nur über drei bis fünftausend leicht bewaffnete Kämpfer in Mosul und Raqqa, vielleicht sogar weniger. Die Anführer des IS sind wahrscheinlich schon abgezogen. Der IS hat nur wenige schwere Waffen, keinerlei Luftunterstützung und ein armseliges Kommunikationssystem. Seinen bunt zusammengewürfelten Kämpfern werden sehr schnell Munition und Sprengstoff ausgehen.

Die Belagerer Mosuls umfassen mindestens 50.000 Soldaten unter westlicher Führung, unterstützt von schwerer Artillerie, Raketenbatterien, Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und überwältigenden Luftstreitkräften.

Die westlichen imperialen Kräfte setzen sich zusammen aus zähen kurdischen Peschmerga-Kämpfern, irakischer Armee und Sondereinsatztruppen, einigen syrischen Kurden, iranischen „freiwilligen” irregulären Kräften und mindestens 5.000 Kampfsoldaten der Vereinigten Staaten von Amerika, genannt „Berater”, plus kleineren Zahlen von französischen, kanadischen und britischen Sondereinsatztruppen. Im Hintergrund halten sich ein paar tausend türkische Soldaten bereit, unterstützt von Panzerfahrzeugen und Artillerie, um den Irak zu „befreien“ – der einmal zum Ottomanischen Reich gehört hat. 

Für die Vereinigten Staasten von Amerika bedeuten die laufenden militärischen Operationen in Syrien und im Irak die Realisierung des kühnsten Traums eines Imperialisten: eingeborene Truppen unter der Führung weißer Offiziere, das Modell des alten britischen Indian Raj. Washington hat alle seine eingeborenen Hilfstruppen bewaffnet, ausgebildet, ausgerüstet und finanziert.

Der IS steckt in einem gefährlichen Dilemma. Um als politische Bewegung zu gelten, war er froh darüber, die zweitgrößte Stadt des Irak zu kontrollieren. Als Guerillabewegung hätte er sich aber nicht in einen städtischen Bereich einschließen lassen dürfen, in dem er äußerst verwundbar ist gegen konzentrierte Luftangriffe und gegen Eingekreistwerden. Das ist es, was zur Zeit gerade passiert.

In dem Gebiet des meist flachen Fruchtbaren Halbmonds mit sehr wenigen Bäumen sind Bodenkräfte total verwundbar gegen Luftwaffenangriffe, wie die israelisch-arabischen Kriege 1967 und 1973 und der Krieg gegen den Irak 2003 gezeigt haben. Die Möglichkeit, sich zu verteilen und Guerillataktiken bilden die einzige Hoffnung für diejenigen, die keine Unterstützung aus der Luft haben. 

Die IS-Kräfte wären am besten beraten, sich über die Region zu verteilen und ihre Hit-and-Run-Attacken weiter zu betreiben. Andernfalls riskieren sie, zerstört zu werden. Aber nachdem er hauptsächlich aus blutrünstigen jungen Fanatikern besteht, könnte der IS militärische Logik und Präzedenzfälle links liegen lassen, zugunsten eines letzten Gefechts in den Ruinen von Mosul und Raqqa.

Wenn das geschieht, werden die westlichen Führer darum wetteifern, die Urheberschaft des Schwindelkreuzzugs gegen den Papiertiger ISIS für sich zu beanspruchen.

 
     
  erschienen am 29. Oktober 2016 auf > www.ericmargolis.com  
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