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  Bin ich ein Zauberer? Vor sieben Jahren, im Jahr 2004, schrieb und veröffentlichte ich diesen Artikel. Ich wurde dann im April 2005 ins Europäische Parlament in Brüssel eingeladen, um der Europäischen Union zu erklären und vorzuschlagen, ihre Haltung im Umgang mit Afrika zu ändern, um damit für ihre eigene künftige Sicherheit zu sorgen. Aber anstatt meinen Rat zu befolgen, Afrika mit mehr Respekt zu behandeln und eine gemeinsame Entwicklung anzugehen, versuchten sie ab 2006, China (allerdings ohne Erfolg) zu überzeugen, seine Investitionen in Afrika einzustellen. Und wie ich vorhergesagt habe, konnten sie nur in eine unaufhaltsame Krise hineinschlittern, nachdem Afrika seinen eigenen Aufstieg begonnen hat, dank der neuen Generation von Afrikanern und dank auch Chinas. Bitte lesen Sie: 

China bei der politischen Eroberung Afrikas

Jean-Paul Pougala

A – Afrika und Europa: eine Beziehung voller Missverständnisse

Die historischen Beziehungen und die geografische Nähe zwischen Afrika und Europa hätten als natürliche Auswirkung zu einer rechtschaffenen Entwicklung beider Kontinente führen können, zu einer integrierten Entwickung der beiden Wirtschaftssysteme, zur Entstehung eines gemeinsamen Blocks auf der internationalen Bühne. Europa jedoch hat Afrika als nichts anderes gesehen als Quelle billiger Rohstoffe. Mit diesem einzigen Ziel im Sinn hat Europa sicher gestellt, hier und dort in Afrika Präsidenten an der Macht zu haben ohne politischen oder wirtschaftlichen, geschweige denn rechtlichen Background, kleine Diktatoren, die die Aufsplitterung des Kontinents durch Europa mitbetrieben und erweitert haben, mit dem Versuch, ihre Macht zu schützen durch die Verbreitung eines falschen Nationalismus, und die sogar so weit gegangen sind, mit dem Pulverfass ethnischer Aufteilungen zu spielen.  

In sämtlichen offiziellen Ansprachen scheint Europa willens zu sein, Afrika bei der Entwicklung zu helfen, aber in Wirklichkeit wurde alles unternommen, um Afrika daran zu hindern, sich auf die eigenen Beine zu stellen, damit es für alle Zeit eine Quelle der Rohstoffe bleibt, die Europa für seine Industrie braucht. Das ist politische Kurzsichtigkeit, da ein reiches und prosperierendes Afrika ein mächtiger Verbündeter gewesen wäre, um die Wirtschaft Europas zu stärken und das Wohlergehen seiner Menschen zu stabilisieren. 

B – Wie Europa dazu beitrug, die Wirtschaft Afrikas in die Knie zu zwingen

Obwohl die Abkommen von Yaoundé und Lomé von den Panafrikanisten als positiver Schritt betrachtet wurden in Richtung eines vielseitigen Zugangs zu einer integrierten Entwicklung zwischen den beiden Kontinenten, hat sich das alles in der Tat als reine Scheinheiligkeit Europas erwiesen. Einerseits hat Europa durch seine Politik der Subventionierung seiner Landwirtschaft und ganz besonders von deren landwirtschaftlichen Exporte nach Afrika den größten afrikanischen Wirtschaftssektor in die Knie gezwungen, der die Lebensgrundlage von 70% der Bevölkerung bildet, und andererseits hat Europa Afrika freien Zugang zu seinem Markt gewährt, allerdings nicht für Produkte, die Afrikas Entwicklung fördern würden, sondern für landwirtschaftliche Rohstoffe, die keinen Wert haben. Sogar in diesem Fall finden wir Widersprüche, die aufzeigen, dass Europa nie an der Entwicklung Afrikas interessiert war.

C – Ein Beispiel zur Illustration dieser Tatsache

Nach der großen afrikanischen Dürre zu Beginn der 1970er Jahre finanzierte Europa mit langfristigen Krediten einige landwirtschaftliche Projekte zur ländlichen Entwicklung. Paralles dazu jedoch verursachte das selbe Europa das Scheitern dieser Projekte, mit einer Riesenrechnung, die von Generationen von Afrikanern zurückgezahlt werden muss. Zum Beispiel: Kamerun versank tief in die Schulden für die Einrichtung von SODEBLE (Society for Wheat Development – Gesellschaft für die Entwicklung der Weizenproduktion); zuerst bauten sie eine Weizenplantage mit 10.000 Hektar, kauften in Europa Dünger, Saatgut, Insektizide, Herbizide, Bulldozers, Traktoren, Lastwagen und andere Fahrzeuge. Nach wenigen Jahren, als die Ernte die optimale Phase erreichte, erhöhte Europa die Subventionen an seine Bauern für Weizenexporte nach Afrika, um zu verhindern, dass seine Überschüsse bei Weizen die Marktpreise in Gefahr brachten, mit den Folgen, von denen es wusste, dass sie zu erwarten waren: die Pläne SODEBLEs, den gesamten zentralafrikanischen Raum mit Weizen zu versorgen, wurden zu einem Alptraum von negativen Bilanzen; der Staat Kamerun musste einspringen, indem er Jahr für Jahr Europa um Kredite ersuchte, um SODEBLE am Leben zu erhalten, bis zu dessen Schließung, was hunderte von Arbeitern arbeitslos machte, von denen sich vielleicht einige an Bord eines alten Boots trafen, um die Fahrt über das Mittelmeer zu wagen. 

D – Europas unterschiedlicher Umgang mit seinen Beziehungen zu Afrika und China

In seinen Beziehungen zu Afrika hat sich Europa verhalten wie ein verantwortungsloser Partner, der nur seine kurzfristigen Interessen verfolgt. Im Gegensatz dazu finden wir eine großherzige Einstellung Europas gegenüber China, die in seinen bisherigen Beziehungen zu Afrika schwer zu finden ist. Delokalisation, eine offenkundige und spürbare Möglichkeit der Verteilung von Erträgen auf internationaler Ebene, hätte von Europa eingesetzt werden können, um die Entwicklung in Afrika zu fördern, etwa die Verlagerung der ersten Phase der Verarbeitung von Produkten, die Europa importiert, in diesen Kontinent, zum Beispiel die Bearbeitung von Fellen, die Röstung von Kaffee und die Herstellung halbfertiger Produkte für die europäische Industrie. Das wäre ein positiver Beitrag zur Entwicklung Afrikas gewesen, eine untypische Delokalisation, in deren Folge Afrikas natürliche Ressourcen nicht länger als Rohmaterial, sondern als halbfertige Produkte nach Europa verschifft worden wären. Aber nein, das ist unmöglich. Kein europäischer Unternehmer hätte sich auf so einen konkreten Hilfe-zur-Entwicklung-Prozess einlassen können, denn da hätten ihn sofort die exzessiven Zölle für den Import seiner halbfertigen Produkte nach Europa gestoppt. Ein fertiges Produkt wie ein Radio oder ein Fernsehapparat kommt aus China und ist mit dem lächerlichen Zoll von 1% für den Import nach Europa belegt. Wenn der gleiche Unternehmer seine Produktion an einen Ort verlegt, der eine Stunde Flugzeit von Rom entfernt liegt und z.B. nach Tunis geht, um das gleiche Fernsehgerät zu produzieren, müsste er 40% Zoll bezahlen, um sein Produkt nach Europa einführen zu können.

Angesichts dieses Unterschiedes in der Behandlung könnte man glauben, dass dieser gerechtfertigt ist durch Europas Schutz der eigenen Bauern und Züchter, aber diese Schlussfolgerung hält nicht, denn seit 2003 können chinesische landwirtschaftliche Produkte zollfrei nach Europa eingeführt werden. Deshalb sind ganze Regionen wie etwa die Region Trento in Italien verzweifelt wegen des Importes chinesischer Äpfel auf den europäischen Markt, deren Preis ein Zehntel der trientinischen Äpfel beträgt. Warum verschließt Europa seine Türen vor der Delokalisation nach Afrika und fördert diejenige nach China? Europa fürchtet, dass Afrika aufwachen könnte, nicht weil es dann ein Konkurrent werden könnte wie China, sondern einfach weil das Europa die Rohstoffe entziehen würde, die es braucht. 

E – Der humanitäre Kolonialismus

Genau zu dem Zeitpunkt, wo die Afrikaner mehr Delokalisation nach Afrika verlangen, um Afrika konkrete Hilfe zu bieten, auf die Beine zu kommen und sich zu entwickeln durch den Export seiner Ressourcen in Form von halbfertigen Produkten und nicht länger als Rohstoffe, bemerkt man, dass Europa eine Armada von NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen) auf Afrika losgelassen hat, die alle vorgeben zu arbeiten, um Afrika zu helfen. Jeder, Betriebswirte und andere, spielt Experte für Afrika. Keine der Organisationen hat eine Ahnung von den realen Erwartungen Afrikas. Sie lenken die Aufmerksamkeit von den realen Erwartungen Afrikas ab und verschieben sie auf simple und populistische Themen wie etwa die Streichung von Schulden. Afrikaner stellen die Streichung von Schulden nie an die Spitze ihrer Forderungen. Afrikaner wollen in der Lage sein, selbst genügend Mittel beschaffen zu können, um ihre Schulden zurückzuzahlen, da es illusorisch wäre zu glauben, dass die Streichung ihrer Schulden eine Lösung darstellt, denn der Mechanismus, der in diese Situation der Verschuldung geführt hat, bleibt, und dieser ist es, an dem Afrika arbeiten will, an den Gründen für seine Unterentwicklung, und nicht an deren Auswirkungen. Der französische Präsident Jacques Chirac mag wohl eine Steuer für einige Transaktionen im Welthandel fordern, aber das bleibt ein Täuschungsmanöver und reine politische Propaganda, deren einziger Zweck es ist, ihn zu minimalen Kosten als Freund der Armen dastehen zu lassen. Hätte er wirklich an so einen Vorschlag geglaubt, hätte er ihn zuerst einmal im Bereich der Europäischen Union präsentiert, wo er über konkrete Möglichkeiten des Handelns verfügt. Da sollte es eine Weltregierung geben, die die entsprechende Macht hat, eine Steuer auf Weltebene einzuführen ... nur eine Weltregierung wird in der Lage sein, ernsthaft und umfassend mit Weltproblemen fertig zu werden. Solange Frankreich selbst jedoch nicht einmal bereit ist, seinen privilegierten Sitz im UN-Sicherheitsrat aufzugeben, einem der Haupthindernisse für eine Reform der UNO, kann es uns mit seinem Mitleid für die Armen der Welt nicht beeindrucken.   

Ohne in Betracht zu ziehen, was die Afrikaner wollen, um das Problem der Armut in Afrika zu lösen, was eindeutig erklärt wird durch die „Neue Partnerschaft für die Entwicklung Afrikas“ (NEPAD, www.nepad.org), erheben die europäischen NGOs irreale Forderungen im Namen Afrikas, woraufhin jedes europäische Land großtuerisch ankündigt, dass es die Schulden für dieses oder jenes afrikanische Land streicht. Fünf Jahre nach den ersten Ankündigungen, eingeschlossen die der G7, wurden tatsächlich weniger als 10% der versprochenen Schuldenstreichungen durchgeführt, aber was soll´s, jeder hat wieder seine saubere Weste bekommen, jeder hat ein gutes Gewissen. Und man bereite sich vor auf die nächsten Forderungen derselben europäischen NGOs im Namen Afrikas. Zum Beispiel betreffend Darfur.  

Darfur ist das neue Modethema bei den NGOs. Es wurde zum Problem, nachdem der Sudan die strategische Entscheidung getroffen hatte, auf China als den Hauptabnehmer seines Erdöls zu setzen. Ein Guerillakrieg wurde geboren (mit wessen finanzieller und militärischer Hilfe?), um zu fordern, was es noch gar nicht gibt, da der Sudan noch immer in der Erkundungsphase seiner Erdölproduktion ist.

Sie übertrieben die Gewalt zwischen der Regierung und den Rebellen, zwischen den weißen Arabern und den schwarzen Christen. Sie vergaßen, dass sich seit über einem Jahr Soldaten der Afrikanischen Union dort befanden, nach einem Abkommen zwischen der Guerilla und der Zentralregierung in Khartoum. Kofi Annan schickte eine Kommission, um den angeblichen Völkermord zu untersuchen, deren Bericht, wonach das „Niveau der Gewalt ... sich von großflächigen Angriffen zu Einzelangriffen in einem massiven Ausmaß geändert hat,“ dass aber kein Völkermord vorliege, den amerikanischen Vertreter im UN-Sicherheitsrat dazu veranlasste, die Tür zuzuschlagen, was in der Geschichte der UNO noch nicht dagewesen war. Wer will also die Wahrheit über den Sudan nicht sehen? Welche Interessen stecken hinter dem Aufschrei nach einer stärkeren Intervention oder möglichen Sanktionen? Soll Sudan der nächste Irak werden? 

Hoffen wir, dass die letzte UNO-Resolution, die die sudanesische Regierung aufforderte, mit der Afrikanischen Union zusammenzuarbeiten (was diese schon über ein Jahr lang gemacht hat), die Gewalt und die humanitäre Krise zu einem Ende bringen wird und dass die Afrikanische Union Unterstützung findet in ihrem fünf Jahre währenden Bemühen, in Afrika Frieden zu schaffen, von Somalia bis Sierra Leone, im Demokratischen Kongo, in Liberia und im Sudan. Es ist eine lange Zeit her, dass Afrika eine so lange Periode des Friedens hatte.

F – Und dann kam eines Tages China

China will Europa in den Herzen der Afrikaner ersetzen, und es ist dabei, dieses Ziel mit erstaunlicher Leichtigkeit zu erreichen. Es hat ein jährliches China-Afrika-Forum eingerichtet, bei dem sich einmal im Jahr alle afrikanischen Länder in Peking treffen. In diesem Forum erstellen die afrikanischen Länder eine Liste der möglichen Projekte, die gemeinsam in einem oder fünf oder zehn Jahren entwickelt werden sollen. Während in der Vergangenheit Europa seine gerade fertig ausgebildeten Ärzte schickte, um Erfahrungen mit der Medizin zu machen, hat China ein großes Kinderspital und ein Krebszentrum errichtet. Heute sind fast alle afrikanischen Universitäten mit chinesischen Universitäten verschwistert und der Austausch ist sehr intensiv. 

Wo Europa die Entwicklung des Gemeinwesens seinen NGOs überlassen hat, die nach einem großmütigen Patent für Afrika suchen sollten, hat China die Praxis der Verschwisterung von Städten und Dörfern etabliert, und heute ist fast jede afrikanische Stadt mit einer chinesischen Stadt verbunden, und die meisten Projekte für die kommunale Entwicklung werden im Rahmen solcher Beziehungen abgewickelt. Die Afrikaner scheinen sehr interessiert zu sein an dieser neuen Form der Kooperation. Sportanlagen werden hier und dort in Afrika errichtet, und bei den nächsten Olympischen Spielen in Peking 2008 sollten Afrikaner in Disziplinen auftreten, die von ihnen üblicherweise nicht erwartet werden. 

Was will China im Austausch dafür haben? All diese Großzügigkeit ist sicher nicht nur von philantropischen Absichten geleitet. China wird, wie Europa, angezogen von den natürlichen Ressourcen, die Afrika im Überfluss besitzt, aber es geht so vor, dass es sich den Afrikanern in einer Gestalt präsentiert, die sich total von der Europas unterscheidet. China scheint den Afrikanern sagen zu wollen, dass es nicht sein wird wie Europa, das nur die afrikanischen Ressourcen nehmen will und das Paradoxon schafft, dass letztlich Afrika es ist, das Schulden an Europa zahlen muss und dabei weiterhin arm bleibt. Offensichtlich ist China bestrebt, einige der immer wieder auftretenden Fehler in der Haltung Europas zu vermeiden. In verschiedenen Ländern kauft China Rohstoffe zu Preisen, die nichts zu tun haben mit denen der Londoner Börse, wo die Produkte ironischerweise als kolonial bezeichnet werden. Die Priorität in seinen Beziehungen zu Afrika liegt bei den erdölproduzierenden Ländern. Im Sudan, dem neuen Eldorado für Erdöl in Afrika, genießt China praktisch eine Monopolstellung.

Angola, das monatelang Europa um ein Darlehen gebeten hat, ohne eines zu bekommen, für einen Neustart seiner Wirtschaft nach Jahren des Bürgerkriegs, bekam von China die Zusage für einen Kredit von 3 Milliarden Dollars, ohne Zinsen und ohne irgendwelche Bedingungen, die sich in Angolas innere Angelegenheiten einmischten. Diese eine gute Atmosphäre verbreitende Operation wirkt sich sehr positiv auf die chinesische Diplomatie aus, die in Peking einen Aufmarsch von politischen Führern aus dem afrikanischen Kontinent verzeichnen kann.

Die Konferenz der chinesischen und afrikanischen Geschäftsleute wird in Afrika (Addis Abeba) abgehalten, parallel zur Konferenz der Minister des Kooperationsforums, die an den gleichen Tagen stattfindet. In gerade einmal zwei Treffen hat China, geht man vom Enthusiasmus aus, der in einigen afrikanischen Hauptstädten anzutreffen ist, in den Herzen der Afrikaner die Führung über Europa übernommen, auf Grund des bemerkenswerten Inhalts der Vereinbarungen, die erzielt wurden: 

1. Seit Dezember 2003 können alle afrikanischen Länder ihre Produkte zollfrei nach China exportieren, ohne jegliche Unterscheidung, während die Abkommen zwischen ACP und EU ihre Grenzen erwiesen haben.

2. Der Aktionsplan 2004-2006 wurde angenommen, in dem die beiden Parteien sich in vielen Bereichen zu einer Zusammenarbeit verpflichten, die praktisch das gesamte wirtschaftliche, politische und kulturelle Leben eines Landes umfasst: Verkehr, Telekommunikation, Energie und Versorgung mit Wasser und Elektrizität.

Und zusätzlich gibt es die Streichung der Schulden von 31 afrikanischen Ländern durch China, die Anerkennung von 8 weiteren als touristische Destinationen, wodurch sie profitieren können von der Gottesgabe der neuen chinesischen Touristen, die schon begierig darauf sind, umso mehr Geld auszugeben, als ihr Lebensstandard steigt. 

3. Afrika, das einen großen Nachholbedarf hatte im Bereich der Telekommunikation, erfährt heutzutage ein exponentielles Wachstum von neuen Telefonleitungen, dank chinesischer Technologie.

4. Während die afrikanischen Länder zu mehreren G8-Gipfeln nach Genua eingeladen wurden, die nie die Versprechen betreffend die Realisierung von NEPAD-Projekten hielten, stellt China finanzielle und materielle Beihilfen zur Verfügung, um seine Kooperation mit Afrika zu stärken in den Gebieten mit Priorität, die von NEPAD vorgegeben werden, in denen es geht um Infrastruktur, Prävention und Heilung von ansteckenden Krankheiten wie Aids und Tuberkulose, sowie um die Entwicklung von menschlichen und landwirtschaftlichen Ressourcen.

5. Während Europa die Entwicklung Afrikas den NGOs überlässt, die sich mit dieser oder jener sozial dringlichen Angelegenheit beschäftigen, ist China bestrebt, gemeinsam mit den Afrikanern die idealen Bedingungen zu entwickeln, damit chinesische Unternehmen aller Bereiche sich in Afrika ansiedeln können. Am 17. Dezember 2003 schlossen 17 chinesische Unternehmen Verträge im Gesamtwert von 460 Millionen Dollars über die Errichtung von Fabriken (für die Produktion von Zement, Zucker, Textilien), Wasserkraftwerken und pharmazeutischen Firmen mit Äthiopien, Nigeria, Kap Verde, Ruanda, Uganda, Sudan und Tansania ab. Bei der Vertragsunterzeichnung stellte der kapverdische Wirtschaftsminister Dr. Avelino Bonifacio fest, dass diese konkreten Projekte diejenigen sind, die „den Unterschied zwischen der afrikanisch-chinesischen Kooperation und der zwischen Afrika und den anderen Ländern der Welt offenkundig machen“.

6. China hat eine sehr eigenartige Initiative gestartet: es hilft den afrikanischen Ländern, die keine Mitglieder der WTO sind, dieser Organisation beizutreten, um gemeinsam dafür zu kämpfen, dass sich die reichen Länder an die Regeln halten, welche gerade von den Ländern übertreten werden, die eigentlich die Garanten für den Liberalismus im Austausch zwischen den Ländern sein sollten. Auf diese Weise könnte das Problem der afrikanischen Baumwolle endlich zu einer Lösung kommen.

In Afrika hat sich der Wind gedreht, die Zeit der institutionalisierten Bettelei geht zu Ende.

G – Schlussfolgerung

Afrika ist ein Kontinent mit 800 Millionen Einwohnern, auch Konsumenten, vor den Toren Europas. In den nächsten 10 Jahren wird in Afrika eine neue herrschende Klasse an die Macht kommen, Menschen, die nach der europäischen Kolonisierung geboren sind, nach der Unabhängigkeit der 1960er Jahre, Menschen, die nicht die selbe psychologische Einstellung haben wie ihre Eltern und Großeltern, Menschen, die mit Hilfe der neuen Informationstechnologien gut darüber informiert sind, was auf der Welt vor sich geht, und sehr wohl ihre nationalen Interessen abstecken können, ohne Bezug auf die sentimentalen Gefühle gegenüber Europa, die ihre Vorfahren hatten. Es sind Menschen mit einer sehr guten Bildung in allen kulturellen, wissenschaftlichen und technischen Angelegenheiten, die sie auf den besten Universitäten der Welt studiert haben oder gerade studieren. Europa soll lernen, mit dieser Generation fair zu spielen, wenn es die Fehler seiner ehemaligen Führer und seine öffentliche Meinung in Ordnung bringen will. Derzeit hat Afrika eine durchschnittliche Wachstumsquote von 5%. Mit dieser Wachstumsrate werden in den kommenden 20 Jahren die Afrikaner beginnen, so viel zu konsumieren wie die Chinesen heute, mit einer Bevölkerung, die bis auf etwa 1,2 Milliarden Menschen angestiegen sein wird. Diese wird den Großteil der natürlichen Ressourcen Afrikas zur Deckung des eigenen Bedarfs brauchen.

Wie bereitet sich Europa vor auf diese Zeit der eingeschränkten Verfügbarkeit von Rohstoffen? Europa soll lernen, Afrika als realen Partner zu betrachten, mit dem es Initiativen im gegenseitigen Interesse für die beiden Kontinente setzt, nicht als bloßen und ständigen Hilfeempfänger, an den man sich nur aus Gründen einer philanthropischen Ethik wendet. Wird es noch die Zeit haben, um das zu tun? Wird es noch immer die Mittel dafür haben? 

 
  Dieser Artikel wurde veröffentlicht in der Zeitschrift The Federalist Debate, Year XVII, Nummer 3, November 2004. Das Original finden Sie hier > http://www.wfm-igp.org/site/files/FD%202004-11.pdf  
  Professor Jean-Paul Pougala betreibt die Website www.pougala.org  
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