HOME   INHALT   BLOG   INFO   LINKS   VIDEOS   ARCHIV   KONTAKT   ENGLISH
 
     
     
  Was ist der Grund für die Kriegslust der amerikanischen Liberalen?

James W. Carden

 

Im Juni dieses Jahres veröffentlichte der außenpolitische Berater von Senator Bernie Sanders, Matt Duss (ein ehemaliger Mitarbeiter des von den Saudis und den Vereinigten Arabischen Emiraten finanzierten Center for American Progress), in der Zeitschrift The New Republic einen viel diskutierten Aufsatz, in dem er erklärte, amerikanische Liberale und Progressive müssten "Solidaritätsbekundungen" mit der Ukraine den Vorrang vor Maßnahmen geben, die dem Blutvergießen ein Ende setzen könnten.

Mit dieser Meinung steht Duss, ein verlässlicher Wetterfrosch der liberalen Meinung, unter den liberalen Kommentatoren und Politikern nicht alleine da, schließlich haben die Demokraten im Kongress einstimmig für jedes der milliardenschweren Hilfspakete von Präsident Biden für die Ukraine gestimmt.

Wie erklärt sich die Begeisterung der amerikanischen Liberalen für einen Krieg in Osteuropa gegen Russland?

Ein bahnbrechender Aufsatz des verstorbenen Frankreich- und Mitteleuropaforschers Tony Judt mit dem Titel "Silence of the Lambs: On the Strange Death of Liberal America" (2006) mag die aktuelle Manie in die richtige Perspektive rücken. Aufgrund ihres unstillbaren Bedürfnisses nach Anerkennung neigen Liberale wie Duss dazu, sich in die Richtung treiben zu lassen, in die der Wind weht, und nie trifft das mehr zu, als wenn sich die Gelegenheit bietet, die amerikanische Intervention in "einem guten Krieg" zu bejubeln.

Judt, der nach der Entscheidung von George W. Bush, einen unnötigen und illegalen Krieg im Irak zu führen, schrieb, stellte mit Bestürzung fest, dass im Vorfeld der Invasion im März 2003 viele der führenden liberalen Stimmen des Landes eifrig mitmachten. "Ein ängstlicher Konformismus erfasste die Mainstream-Medien", schrieb Judt. "Und Amerikas liberale Intellektuelle fanden endlich eine neue Sache".

Die Liberalen sahen im Kampf gegen Saddam Husseins Irak "einen guten Kampf, beruhigend vergleichbar mit dem Krieg ihrer Großeltern gegen den Faschismus und der Haltung ihrer liberalen Eltern im Kalten Krieg gegen den internationalen Kommunismus."

"Wieder einmal", schrieb Judt, "behaupten sie, die Dinge seien klar. Die Welt ist ideologisch gespalten. Wie zuvor müssen wir unseren Standpunkt in der Frage des Zeitalters einnehmen. Die liberalen Intellektuellen von heute, die sich lange nach den tröstlichen Wahrheiten einer einfacheren Zeit gesehnt haben, haben endlich einen Sinn für ihr Ziel entdeckt."

Damals war es der Krieg gegen den Islamo-Faschismus. Heute haben die Liberalen (und die Neokonservativen, mit denen sie sich immer verbünden, wenn es darauf ankommt) die Welt in "Demokratien und Autokratien" eingeteilt, und der Krieg in der Ukraine bietet ihnen eine neue Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen.

In dieser Hinsicht ist Duss, obwohl er durch seine Verbindung zu dem serienmäßigen Präsidentschaftsverlierer prominent ist, repräsentativ für die Liberalen und Progressiven, die in den letzten Jahren unermüdlich die illegalen und unmoralischen Abenteuer Amerikas im Nahen Osten kritisiert haben, jetzt aber verstummt sind.

In gewisser Weise macht die Begeisterung selbstgerechter amerikanischer Liberaler für einen amerikanischen Kreuzzug gegen Russland angesichts der gegenwärtigen Manie, im Ausland spezifisch amerikanische "Rechte" zu verbreiten, ja aufzuzwingen, durchaus Sinn.

Duss zufolge hat die Biden-Administration "diesen Krieg eindeutig nicht angestrebt, sondern sie hat sich sogar intensiv und sehr öffentlich diplomatisch bemüht, ihn zu verhindern". Dieser Behauptung widerspricht der Berater des Außenministeriums Derek Chollet, der vor kurzem in einem Interview zugab, dass die USA nie ernsthaft Verhandlungen über die Kernforderungen der russischen Demarche vom Dezember in Betracht gezogen haben, die eine blockfreie Ukraine forderten.

Duss lobte die Regierung auch dafür, dass sie "mit Zurückhaltung und Sorgfalt gehandelt hat, um nicht in einen größeren Krieg mit Russland hineingezogen zu werden." Duss hat vielleicht eine andere Definition von Zurückhaltung als die meisten anderen, denn gerade in der letzten Woche sind Berichte aufgetaucht, dass die Regierung dabei ist, vier MQ-1C Gray Eagle-Drohnen, die mit Hellfire-Raketen bewaffnet werden können, das High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS), das potenziell Ziele in Russland treffen könnte, M270-Langstrecken-Mehrfachraketenwerfer (MLRS) und M109-Haubitzen mit Eigenantrieb an die Ukraine zu schicken.

Die Ukraine hat, wie selbst Wolodymyr Zelenskij jetzt zugibt, ein Fünftel ihres Territoriums verloren und verliert täglich 60 bis 100 Soldaten (sachkundige Quellen in Washington vermuten, dass die ukrainischen Verluste mindestens doppelt so hoch sind wie die der Russen).

Solidarität oder was auch immer Duss fordert, ist kein Ersatz für eine Strategie, die auf den nationalen Interessen der USA beruht. Eine Fortsetzung dieses Krieges, wie es Bidens derzeitige Politik ist, birgt inakzeptable Eskalationsrisiken und verspricht nur einen weiteren Verlust an Menschenleben.

   
  erschienen am 27. Oktober 2022 auf > American Committee for US-Russia Accord (ACURA) > Artikel  
  James W. Carden ist Mitglied des Vorstands von ACURA.  
     
>

Die neue Normalität des Spazierengehens

<
 

>"Wir sind viele, und wir werden immer mehr!" - Bodo Schiffmann<

 
     
  >>> LINKS zu aktuellen Videos, Artikeln ...  
     
  Übrigens:  
  In den Sudelmedien wird so gut wie täglich über das allerwerteste Befinden des britischen Königshauses und dessen Verwandtschaft berichtet. Wer mit wem, wer gegen wen usw. sind die Fragen, die uns um die Ohren geschlagen werden.

Dass es sich hier quasi um die höchste Instanz des Landes handelt, das fernab von rechtsstaatlichen Verhältnissen für Julian Assange - übrigens ein "Untertan" aus der ehemaligen Kolonie Australien - vor den Augen der ganzen Welt die Neuauflage des mittelalterlichen Hungerturms inszeniert, bleibt unerwähnt.

Dieser ungeheuerliche Bruch mit der zeitgemäßen Zivilisation beweist eindeutig, dass die sogenannte westliche "Kultur" mitsamt ihren "Werten" ("Menschenrechte", "Rechtsstaat" usw.) keinen Pfifferling wert ist, zumal deren "Hüter" zu diesen skandalösen Vorgängen schweigen.

Was der neue König dazu sagt? Ob er die Absicht hat, zum Auftakt seiner Regentschaft nicht Gnade vor Recht, sondern Recht vor Unrecht ergehen zu lassen?

Klaus Madersbacher, antikrieg.com

 
Antikrieg - Dossiers:
Syrien Israel Jemen Libyen Korea Ukraine

WikiLeaks

     
Einige Lesetips aus dem Archiv:
  Paul Craig Roberts - Die gesamte westliche Welt lebt in kognitiver Dissonanz
  Andrew J. Bacevich - Die Kunst, das Gedächtnis zu formen
  Robert Barsocchini - Israels ‚Recht sich zu verteidigen’: Ein Aggressor kann nicht in Selbstverteidigung handeln
  Jean-Paul Pougala - Die Lügen hinter dem Krieg des Westens gegen Libyen
  Ben Norton - Bericht des britischen Parlaments führt aus, wie der NATO-Krieg 2011 gegen Libyen auf Lügen basierte
  Marjorie Cohn - Menschenrechtsgeheuchel: USA kritisieren Kuba
  John V. Walsh - Warum sind Russland und China (und der Iran) vorrangige Feinde der herrschenden Elite der Vereinigten Staaten von Amerika?
  John Horgan - Warum Töten Soldaten Spaß macht 
  Jonathan Turley - Das Große Geld hinter dem Krieg: der militärisch-industrielle Komplex
  Jonathan Cook - Die vorgetäuschte Welt der Konzernmedien
  Oded Na'aman - Die Kontrollstelle
  Klaus Madersbacher - Seuchen
  Klaus Madersbacher - Hässliche Bilder
  Mark Danner - US-Folter: Stimmen von dunklen Orten
  Paul Craig Roberts - Die Neuversklavung der Völker des Westens
  Stephen Kinzer - Amerikas Staatsstreich im Schneckentempo
     
  Die Politik der Europäischen Union gegenüber Syrien ist nicht nur scheinheilig, zynisch und menschenverachtend, sie ist ein Verbrechen gegen den Frieden. Das wird etwa durch einen durchgesickerten UNO-Bericht (>>> LINK) bestätigt (von dem Sie nicht viel hören werden ...), siehe auch den vor kurzem erschienenen Bericht der US-Abgeordneten Tulsi Gabbard (LINK) und das Interview mit dem niederländischen Pater Daniel Maes (LINK)! In dem Artikel "In Syrien hungert jeder Dritte (LINK)" finden Sie neuere Informationen. Der Bericht des Welternährungsprogramms der UNO (LINK) spricht Bände und kann daher dem breiten Medienpublikum wohl auch nicht zugemutet werden. Weitere Neuigkeiten über dieses Musterstück barbarischer Politik finden Sie >>> HIER.

Das ist die Politik der Europäischen Union, die offenbar von bestimmten Interessengruppen gelenkt wird und sich aufführt wie die Vereinigte Kolonialverwaltung der europäischen Ex-Kolonialmächte. Warum unsere politischen Vertreter nicht gegen diese kranke und abwegige, für keinen vernünftigen Menschen nachvollziehbare Politik auftreten, fragen Sie diese am besten selbst!

 
> Appell der syrischen Kirchenführer im Juni 2016 (!): Die Sanktionen der Europäischen Union gegen Syrien und die Syrer sind unverzüglich aufzuheben! (LINK) <
     
  Im ARCHIV finden Sie immer interessante Artikel!  
  Die Weiterverbreitung der Texte auf dieser Website ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen!  
  <<< Inhalt