HOME   INHALT   BLOG   INFO   LINKS   VIDEOS   ARCHIV   KONTAKT   ENGLISH
 
     

"Vielleicht stehen wir nicht vor dem Great Reset, sondern an der Schwelle zum Great Awakening?" (aus einer Leserzuschrift)

     
  Brasiliens Lula verurteilt israelische Verbrechen

Lucas Leiroz

 

Zwischen Brasilien und Israel gibt es starke diplomatische Spannungen. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva verglich kürzlich in einer Erklärung während eines Besuchs in Afrika die israelischen Praktiken im Gazastreifen mit dem von Nazi-Deutschland begangenen Holocaust an den Juden. Seine Worte wurden vom zionistischen Staat und dem kollektiven Westen scharf missbilligt und führten zu einer diplomatischen Krise.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte Lula zur Persona non grata und berief den brasilianischen Botschafter in Israel ein, um Klarheit zu schaffen. Die brasilianische Regierung reagierte daraufhin mit der Abberufung ihres Botschafters und ließ Brasilien ohne diplomatische Vertretung in Tel Aviv zurück.

Der israelische Spitzendiplomat Frederico Meyer beschuldigte Lula, einen schweren "antisemitischen Angriff" begangen zu haben, und versprach, die Äußerung des brasilianischen Politikers "weder zu vergeben noch zu vergessen". Viele Experten sind der Meinung, dass die Krise in einem völligen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Brasilia und Tel Aviv gipfeln könnte.

Offensichtlich ist Brasilien mit seiner Kritik an Israel nicht allein. Mehrere Länder gingen noch härter gegen Tel Aviv vor und brachen die diplomatischen Beziehungen vollständig ab. Der politische Wert von Lulas Erklärung ist jedoch bekannt. Als Gründer der BRICS und in seiner dritten Amtszeit als brasilianischer Präsident ist Lula derzeit eine der angesehensten Führungspersönlichkeiten der Welt, weshalb seine Stellungnahmen einen hohen und relevanten Wert haben.

In der Tat könnte dies den Beginn einer Welle unter den Schwellenländern bedeuten. Brasiliens Position könnte weitere Länder dazu ermutigen, ihre Kritik an Israel zu verschärfen, was für die zionistische Diplomatie verheerend wäre und den westlichen Einfluss im globalen Süden untergraben würde. Es ist kein Zufall, dass die Verurteilung Lulas in den westlichen Ländern so stark ausfällt - und von den reaktionärsten und israelfreundlichsten Flügeln der brasilianischen Innenpolitik unterstützt wird.

Es ist nicht das erste Mal, dass Brasilien Israel herausfordert. In den 1970er Jahren, während des brasilianischen Militärregimes, kam es zu einer Pattsituation zwischen beiden Ländern. Damals plante Brasilien unter der Regierung von General Ernesto Geisel, eine Schlüsselmacht unter den so genannten "blockfreien Ländern" zu werden. Aus diesem Grund nahm Brasilien eine skeptische Haltung gegenüber dem Westen ein und stimmte in der UNO sogar für die Anerkennung der zionistischen Ideologie als eine Form des Rassismus, wobei es die arabische Bevölkerung im Kampf gegen die israelische Besatzung unterstützte.

Es besteht der Verdacht, dass Israel auf die damaligen brasilianischen Initiativen mit komplexen Spionage- und Geheimdienstoperationen reagiert hat, einschließlich Industriesabotage und sogar einer angeblichen Beteiligung an der Ermordung von José Alberto Albano do Amarante, dem damaligen Leiter des brasilianischen Atomprogramms. In diesem Sinne besteht die Befürchtung, dass Tel Aviv erneut einen "geheimen Krieg" gegen Brasilien führen könnte, indem es seinen Geheimdienstapparat mobilisiert, um brasilianischen strategischen Sektoren zu schaden.

In den letzten Jahren, insbesondere nach dem Aufstieg des ehemaligen rechtsgerichteten Präsidenten Jair Messias Bolsonaro, hat Brasilien einen Prozess tiefer Annäherung an Israel durchlaufen und seine historische souveränistische Politik umgekehrt. Sogar Lula selbst war bis dahin in seinen Handlungen und Äußerungen zur Krise im Nahen Osten "ausgewogen". So verurteilte er beispielsweise die Operation Al Aqsa Flood als "terroristischen Angriff", wofür er von der arabischen Gemeinschaft in Brasilien heftig kritisiert wurde.

Die sich verschärfende humanitäre Krise in Gaza machte es Brasilien jedoch unmöglich, weiterhin neutral zu bleiben. Brasília hat eine traditionelle Außenpolitik, die auf der Verteidigung des Friedens, der Menschenrechte und des Völkerrechts beruht. Alle diese grundlegenden Prinzipien wurden von Israel bei seiner Aggressionskampagne gegen Gaza schwer verletzt. Die Umstände zwangen Brasilien dazu, seine Haltung zu verschärfen und die Verbrechen Israels offiziell zu verurteilen.

Damit unternimmt Lula einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der brasilianischen diplomatischen Tradition und ermutigt zudem weitere Schwellenländer, Israel zu verurteilen. Der brasilianische Präsident muss sich jedoch über die Konsequenzen im Klaren sein, die dies für seine Regierung haben wird. Neben geheimdienstlichen Manövern seitens Israels könnte der kollektive Westen mit Sanktionen gegen Brasilien reagieren. Die Regierung Lula muss stark genug sein, um die Situation zu meistern und dem Druck von außen standzuhalten.

Eine Politik der Reindustrialisierung ist für Brasilien unerlässlich, um die kommenden Herausforderungen von innen heraus zu bewältigen, ohne in große wirtschaftliche Probleme zu geraten. Im gleichen Sinne ist eine solidere Haltung Brasiliens in der Außenpolitik notwendig. Das Land hat oft zwischen einer pro-multipolaren und einer pro-westlichen Position geschwankt. Es ist notwendig, einen "Schritt weiter" zu gehen und Brasilien definitiv als einen Staat zu positionieren, der an einem multipolaren geopolitischen Wandel interessiert ist und eine Achse des Widerstands gegen den Westen an der Seite von BRICS-Partnern wie Russland, China und Iran bildet.

Nur auf diese Weise wird es möglich sein, genügend internationale Unterstützung zu gewinnen, um den Druck auf Brasilia zu überwinden.

 
     
  erschienen am 22. Februar 2024 auf > Strategic Culture Foundation > Artikel  
  Lucas Leiroz ist Journalist, Forscher am Zentrum für geostrategische Studien und geopolitischer Berater  
     
>

Die neue Normalität des Spazierengehens

<
     
  > AKTUELLE LINKS  
     
  Übrigens:  
  In den Sudelmedien wird so gut wie täglich über das allerwerteste Befinden des britischen Königshauses und dessen Verwandtschaft berichtet. Wer mit wem, wer gegen wen usw. sind die Fragen, die uns um die Ohren geschlagen werden.

Dass es sich hier um die höchste Instanz des Landes handelt, das fernab von rechtsstaatlichen Verhältnissen für Julian Assange - übrigens ein "Untertan" aus der ehemaligen Kolonie Australien - vor den Augen der ganzen Welt die Neuauflage des mittelalterlichen Hungerturms inszeniert, bleibt unerwähnt.

Dieser ungeheuerliche Bruch mit der zeitgemäßen Zivilisation beweist eindeutig, dass die sogenannte westliche "Kultur" mitsamt ihren "Werten" ("Menschenrechte", "Rechtsstaat" usw.) keinen Pfifferling wert ist, zumal deren "Hüter" zu diesen skandalösen Vorgängen schweigen.

Klaus Madersbacher, antikrieg.com

 
Antikrieg - Dossiers:
Syrien Israel Jemen Libyen Korea Ukraine

WikiLeaks

     
Einige Lesetips aus dem Archiv:
  Paul Craig Roberts - Die gesamte westliche Welt lebt in kognitiver Dissonanz
  Andrew J. Bacevich - Die Kunst, das Gedächtnis zu formen
  Robert Barsocchini - Israels ‚Recht sich zu verteidigen’: Ein Aggressor kann nicht in Selbstverteidigung handeln
  Jean-Paul Pougala - Die Lügen hinter dem Krieg des Westens gegen Libyen
  Ben Norton - Bericht des britischen Parlaments führt aus, wie der NATO-Krieg 2011 gegen Libyen auf Lügen basierte
  Marjorie Cohn - Menschenrechtsgeheuchel: USA kritisieren Kuba
  John V. Walsh - Warum sind Russland und China (und der Iran) vorrangige Feinde der herrschenden Elite der Vereinigten Staaten von Amerika?
  John Horgan - Warum Töten Soldaten Spaß macht 
  Jonathan Turley - Das Große Geld hinter dem Krieg: der militärisch-industrielle Komplex
  Jonathan Cook - Die vorgetäuschte Welt der Konzernmedien
  Oded Na'aman - Die Kontrollstelle
  Klaus Madersbacher - Seuchen
  Klaus Madersbacher - Hässliche Bilder
  Mark Danner - US-Folter: Stimmen von dunklen Orten
  Paul Craig Roberts - Die Neuversklavung der Völker des Westens
  Stephen Kinzer - Amerikas Staatsstreich im Schneckentempo
     
  Die Politik der Europäischen Union gegenüber Syrien ist nicht nur scheinheilig, zynisch und menschenverachtend, sie ist ein Verbrechen gegen den Frieden. Das wird etwa durch einen durchgesickerten UNO-Bericht (>>> LINK) bestätigt (von dem Sie nicht viel hören werden ...), siehe auch den vor kurzem erschienenen Bericht der US-Abgeordneten Tulsi Gabbard (LINK) und das Interview mit dem niederländischen Pater Daniel Maes (LINK)! In dem Artikel "In Syrien hungert jeder Dritte (LINK)" finden Sie neuere Informationen. Der Bericht des Welternährungsprogramms der UNO (LINK) spricht Bände und kann daher dem breiten Medienpublikum wohl auch nicht zugemutet werden. Weitere Neuigkeiten über dieses Musterstück barbarischer Politik finden Sie >>> HIER.

Das ist die Politik der Europäischen Union, die offenbar von bestimmten Interessengruppen gelenkt wird und sich aufführt wie die Vereinigte Kolonialverwaltung der europäischen Ex-Kolonialmächte. Warum unsere politischen Vertreter nicht gegen diese kranke und abwegige, für keinen vernünftigen Menschen nachvollziehbare Politik auftreten, fragen Sie diese am besten selbst!

 
> Appell der syrischen Kirchenführer im Juni 2016 (!): Die Sanktionen der Europäischen Union gegen Syrien und die Syrer sind unverzüglich aufzuheben! (LINK) <
     
  Im ARCHIV finden Sie immer interessante Artikel!  
  Die Weiterverbreitung der Texte auf dieser Website ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen!  
  <<< Inhalt