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"Entweder verhindert die Revolution den Krieg oder der Krieg wird die Revolution bringen" - Mao Tsetung

     
 

Die weiße Zukunft des Westens

Die Trump-Administration verlangt „Remigration“, übernimmt damit die Terminologie der extremen Rechten und fordert von den US-Botschaften in Europa, die Regierungen dort zur Nachahmung ihrer rassistischen Deportationspolitik zu nötigen.

German Foreign Policy

 

WASHINGTON/BERLIN (Eigener Bericht) – Die Trump-Administration übernimmt die „Remigrations“-Forderung der extremen Rechten in Europa und leitet diplomatische Schritte zur Durchsetzung ihrer rassistischen Abschiebepolitik auch in Deutschland ein. Präsident Donald Trump hat in der vergangenen Woche erklärt, „nur reverse migration“ – „umgekehrte Migration“ – könne die USA retten. Das US-Ministerium für Innere Sicherheit verlangt „Remigration jetzt“. Washington leitet dazu eine weitere Eskalation seiner Deportationen vor allem von Nichtweißen ein – während weiße Südafrikaner aus oft rassistischen Milieus in den USA als Flüchtlinge aufgenommen werden. „Remigration“ zählt zum Forderungskatalog der AfD aus ihrem Bundestagswahlprogramm. Der Vorsitzende der neuen, am Wochenende gegründeten AfD-Jugendorganisation tritt für „millionenfache Abschiebungen“ ein. In einem Schreiben hat das State Department unlängst die US-Botschaften in der transatlantischen Welt, darunter Deutschland, aufgefordert, bei den Regierungen ihrer Gastgeber starken Druck auszuüben, um sie zur Nachahmung der rassistischen US-Deportationspolitik zu nötigen. Damit würde ein weißer, vermeintlich schlagkräftiger Machtblock für die globalen Hegemonialkämpfe geschmiedet.

Der Attentäter aus dem Mordkommando

Die US-Forderungen folgen auf das Attentat vom vergangenen Mittwoch in Washington, bei dem eine Soldatin und ein Soldat der Nationalgarde niedergeschossen wurden. Die Soldatin ist ihren Verletzungen erlegen; der Soldat kämpft noch um sein Leben. US-Medien haben den Hintergrund des mutmaßlichen Attentäters offengelegt, eines 29 Jahre alten Flüchtlings aus Afghanistan. Der Mann war um das Jahr 2011 herum im jugendlichen Alter von rund 16 Jahren in Afghanistan von der CIA angeworben worden und hatte in Kandahar in den „Zero Units“ Dienst getan, die formell dem afghanischen Geheimdienst angehörten, in Wirklichkeit aber von der CIA ausgebildet, ausgerüstet und kontrolliert wurden.[1] Eine Untersuchung von Human Rights Watch belegt, dass die Zero Units regelmäßig bei nächtlichen Überfällen auf afghanische Ortschaften zum Einsatz kamen, bei denen im Rahmen des sogenannten Anti-Terror-Kriegs regelmäßig Einwohner verschleppt und ermordet wurden.[2] Berichten zufolge litt der Attentäter unter ernsten Traumata, die die Morde seiner Einheit unter CIA-Kommando bei ihm verursacht hatten.[3] Weil die US-geführten Mordeinheiten als ganz speziell durch die Taliban gefährdet gelten, erhielten ihre Angehörigen in der Regel Zuflucht in den USA; so auch der Attentäter, der sich und seine Familie zuletzt mit einem schlecht bezahlten Job als Lieferdienstfahrer über Wasser hielt.

„Remigration jetzt!“

Die Trump-Administration nutzt das Attentat nun, um ihre Abschiebepolitik noch weiter zu verschärfen. „Nur reverse migration“ – „umgekehrte Migration“ bzw. „Remigration“ – „kann diese Situation vollständig beheben“, erklärte US-Präsident Donald Trump auf Truth Social und kündigte an, im ersten Schritt jegliche Einwanderung „aus allen Dritte-Welt-Ländern“ zu stoppen.[4] Das Ministerium für Innere Sicherheit (Department of Homeland Security, DHS), das bereits im Oktober den Begriff „Remigrieren“ öffentlich verwendet hatte [5], forderte am Freitag: „Remigration jetzt“ [6]. Das Ministerium hatte bereits kurz vor dem Attentat eine Überprüfung sämtlicher Flüchtlinge angeordnet, die während der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden Zuflucht in den Vereinigten Staaten erhalten hatten. Es soll die Maßnahme jetzt intensivieren. Betroffen sind Hunderttausende, darunter offenbar auch Personen, die rechtlich gültige Aufenthaltspapiere besitzen. Das DHS hat zudem angekündigt, Einreisebegehren von Afghanen ab sofort nicht mehr zu bearbeiten und spezielle Restriktionen gegen sämtliche Migranten aus 19 Ländern zu verhängen, die als „Hochrisikostaaten“ gelten. Die Maßnahmen kommen zu den bereits realisierten Schritten hinzu, darunter die Verschleppung zahlloser Migranten durch die US-Behörde ICE (Immigration and Customs Enforcement).[7]

Aus dem Stadtbild abgeschoben

Bereits vor dem Attentat hatte die Trump-Administration Maßnahmen eingeleitet, um die Staaten Europas, Kanada, Australien und Neuseeland zur Nachahmung ihrer Abschiebepolitik zu nötigen. In den Ländern, die die Trump-Administration als „westliche Zivilisation“ vom Rest der Welt abhebt, sind drakonische Abschiebemaßnahmen und eine in wachsendem Maße rassistisch geprägte Migrationspolitik längst verbreitet. Australien etwa, das seit vielen Jahren Flüchtlinge in Lager auf abgelegene Pazifikinseln deportiert, hat Ende Oktober ein neues Abschiebeprogramm gestartet, das den zwangsweisen Abtransport von Migranten nach Nauru vorsieht.[8] Auch Deutschland weitet seine Abschiebungen aus; so legt Bundesinnenminister Alexander Dobrindt Wert auf die Feststellung, in den ersten zehn Monaten 2025 seien im Durchschnitt 65 Migranten pro Tag abgeschoben worden – ein knappes Fünftel mehr als im Vorjahreszeitraum.[9] Deportationen nach Afghanistan finden längst statt. Solche nach Syrien sollen in Kürze folgen. An der Agitation gegen nichtweiße Migranten beteiligt sich Kanzler Friedrich Merz persönlich. Mitte Oktober hatte er geäußert, seine Regierung plane aktuell Abschiebungen „in sehr großem Umfang“; Grund dafür sei, dass es „im Stadtbild noch dieses Problem“ gebe.[10] Die Begründung richtet sich gegen Menschen, deren Haut im „weißen“ Deutschland auffällt.

Die „westliche Zivilisation“

All dies genügt der Trump-Administration nicht. Das US-Außenministerium hat in einem Schreiben, das Berichten zufolge auf den 21. November datiert ist, seine Botschaften in den genannten Ländern – daruter Deutschland – aufgefordert, zum einen regelmäßig über die Migrationspolitik ihrer Gastgeber Bericht zu erstatten. Nach Washington gemeldet werden solle es nicht zuletzt, falls die jeweiligen Regierungen „Migranten unangemessen auf Kosten der lokalen Bevölkerung begünstigen“.[11] Zum anderen müsse das US-Botschaftspersonal künftig bei den Regierungen der Gastgeber intervenieren, um eine „Reformpolitik“ in puncto „migrantische Verbrechen“ und migrantische „Menschenrechtsverletzungen“ durchzusetzen. Das sei notwendig, um „eine existenzielle Bedrohung für die westliche Zivilisation und die Sicherheit des Westens und der Welt“ abzuwenden, erläutert ein hochrangiger Mitarbeiter des US-Außenministeriums.[12] US-Vizepräsident JD Vance hatte bereits im Februar erklärt, man könne „die westliche Zivilisation nicht wiederaufrichten“, wenn „Amerika oder Europa“ Millionen „illegaler Migranten“ einreisen ließen: „Das muss aufhören.“[13] Wer in die USA einreisen darf und dort gar Flüchtlingsstatus erhalten kann, hat die Trump-Administration mehrfach klargestellt: weiße, oft aus rassistischen Milieus stammende Südafrikaner.

Ein homogener Block

Mit ihrer Forderung nach „Remigration“ übernimmt die Trump-Administration einen Plan, der in der extremen Rechten in Europa seit Jahren an Zuspruch gewinnt und inzwischen auch in der AfD befürwortet wird. So hieß es etwa im Programm der AfD zur Bundestagswahl im Februar: „Unser Maßnahmenkatalog zur Umkehr [des] migratiotischen Staatsversagens heißt Remigration“.[14] Der Vorsitzende der am Wochenende neu gegründeten AfD-Jugendorganisation Generation Deutschland, Jean-Pascal Hohm, bekräftigte unlängst, er trete für „millionenfache Abschiebungen“ ein.[15] „Millionenfache Remigration“ wurde auch auf dem Gründungstreffennspoli der Generation Deutschland gefordert. Mit der US-Entscheidung, die Staaten Europas, Kanada, Australien und Neuseeland zur Nachahmung ihrer rassistischen Deportationspolitik zu nötigen, sucht die US-Regierung die gesamte transatlantische Welt auf AfD-Kurs festzulegen. Dies entspricht der beharrlichen Unterstützung der äußersten Rechten in den USA für die extreme Rechte in Europa (german-foreign-policy.com berichtete [16]). Die US-Strategie läuft letzten Endes darauf hinaus, die gesamte transatlantische Welt in einen nach rassistischen Kriterien relativ homogenen weißen Block („westliche Zivilisation“) zu schmieden, der in den zur Zeit noch am Anfang stehenden globalen Kämpfen um die Weltmacht die vermeintlich größtmögliche Schlagkraft entwickeln kann.

Abhängig, also erpressbar

Bundeskanzler Friedrich Merz hat Ende vergangener Woche erklärt, sich dem US-Diktat nicht fügen zu wollen. „Die Migrationspolitik ist unsere Sache“, erklärte Merz: „Wir entscheiden, ob wir sie für richtig halten.“[17] Der Kanzler fuhr fort: „Da brauchen wir keine Ermahnungen von außerhalb.“ Allerdings hat sich in den vergangenen Monaten mehrmals gezeigt, dass die Abhängigkeit der deutschen Industrie von ihrem in der gegenwärtigen Krise unersetzlichen US-Geschäft Berlin kaum Raum für politische Eigenständigkeit lässt (german-foreign-policy.com berichtete [18]). Den Kurs in Richtung auf Massendeportationen hat Berlin ohnehin bereits eingeschlagen.

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[1] Lex Harvey, Chelsea Bailey: An Afghan national who previously worked with the CIA named as suspect in DC National Guard shooting. Here’s what we know. edition.cnn.com 28.11.2025.

[2] “They’ve Shot Many Like This”. hrw.org 31.10.2019.

[3] Campbell Robertson, Hamed Aleaziz, Jack Healy: For Shooting Suspect, a Long Path of Conflict From Afghanistan to America. nytimes.com 27.11.2025.

[4] Louise Radnofsky, Michelle Hackman: After D.C. National Guard Shooting, Trump Steps Up Immigration Crackdown. wsj.com 28.11.2025.

[5] Chelsea Bailey: DHS issued a call to ‘remigrate.’ Here’s the history of the term often associated with far-right groups. edition.cnn.com 19.10.2025.

[6] Louise Radnofsky, Michelle Hackman: After D.C. National Guard Shooting, Trump Steps Up Immigration Crackdown. wsj.com 28.11.2025.

[7] Dismantle the Mass Deportation Machine and Invest in Welcoming Communities. amnestyusa.org.

[8] Tiffany Wertheimer: Australia deports first foreign detainees to Nauru in controversial deal. bbc.co.uk 28.10.2025.

[9] Burkhard Uhlenbroich: Deutschland schiebt deutlich mehr ab. bild.de 22.11.2025.

[10] S. dazu Die ultrarechte Renaissance des Westens.

[11] Edward Wong, Hamed Aleaziz: U.S. to Press Europe and Other Allies on ‘Mass Migration,’ Document Says. nytimes.com 26.11.2025.

[12] Remarks by the Vice President at the Conservative Political Action Conference in Oxon Hill, Maryland. presidency.ucsb.edu 20.02.2025.

[13] Addressing the Impact of Mass Migration on Human Rights. state.gov 24.11.2025.

[14] Zeit für Deutschland. Programm der Alternative für Deutschland für die Wahl zum 21. Deutschen Bundestag.

[15] Frederik Schindler: „Millionenfache Abschiebungen“ – So tickt der Chef der neuen AfD-Jugend. welt.de 30.11.2025.

[16] S. dazu „Das Zeitalter der Patrioten“Die ultrarechte Renaissance des Westens und „Kein Platz für Brandmauern“ (II).

[17] Merz verbittet sich Ermahnungen der USA. Frankfurter Allgemeine Zeitung 29.11.2025.

[18] S. dazu Im Interesse der deutschen Kfz-Industrie und Das Flüssiggas und die US-Energiedominanz.

 
     
  erschienen am 1. Dezember 2025 auf > GERMAN-FOREIGN-POLICY > Artikel  
  Archiv > Artikel von German-Foreign-Policy auf antikrieg.com  
  Herzlichen Dank den Kollegen von German-Foreign-Policy für die freundliche Überlassung des Artikels!  
     
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Das ist die Politik der Europäischen Union, die offenbar von bestimmten Interessengruppen gelenkt wird und sich aufführt wie die Vereinigte Kolonialverwaltung der europäischen Ex-Kolonialmächte. Warum unsere politischen Vertreter nicht gegen diese kranke und abwegige, für keinen vernünftigen Menschen nachvollziehbare Politik auftreten, fragen Sie diese am besten selbst!

 
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